Im Moment scheint die britische Musikpresse Probleme zu haben einen absoluten Liebling zu finden und so wird fast jeden Monat ein Hype um eine andere junge, aufstrebende Band geschaffen. Auch Peace gehören dazu und werden als momentane Band der Stunde gehandelt. Verglichen mit Acts wie The Maccabees, Foals und Vampire Weekend und ohne ein Album veröffentlich zu haben, landeten gleich drei ihrer Songs unter den 50 besten Songs des Jahres eines renommierten Magazins. Auch das darauffolgende Debut IN LOVE schaffte es in die britischen Top 20.
Ganz scheint der Hype um die vier Jungs aus Worcester noch nicht in Deutschland angekommen zu sein, denn das Blue Shell ist nur knapp halb gefüllt als The Blackberries ihr Support-Set beginnen. So ganz motiviert scheint das Publikum auch nicht zu sein. Obwohl die Solinger, die den Kölner Konzertbesuchern als Vorband diverser Acts bereits bestens bekannt sein müssten, so einige tanzbare Ohrwürmer in den Saal schmettern, klafft eine große Lücke zwischen Bühne und Publikum. Gegen Ende des knapp 40-minutigen Sets tauen einige der überwiegend weiblichen Konzertbesucher zwar etwas auf und wippen im Takt, eine wirklich ausgelassene Stimmung sucht man aber vergebens.
Ähnliche Berührungsängste gibt es auch als Peace die Bühne betreten. Zwar ist das Blue Shell mittlerweile etwas mehr gefüllt und auch die Lücke zwischen Publikum und Bühne ist geschrumpft, außer leichtem Jubel und etwas Mitgewippe kommt während der ersten Songs nicht viel. Dieser Zustand ändert sich erst ab der zweiten Hälfte des Sets. Songs wie „Wraith“ werden begeistert aufgenommen und nach und nach gerät auch etwas Bewegung ins Publikum. Irgendwann haben sich Fans und Band gut eingespielt und schaffen eine angenehme Atmosphäre, die nur ab und an durch einen betrunkenen Konzertbesucher gestört wird. Das absolute Highlight des Abends ist jedoch die Ballade „California Daze“, bei der das gesamte Publikum an den Lippen von Harrison Koisser klebt. Gänsehaut gibt’s inklusive.
Wenn man sich die vier Jungs so anguckt, dann kann man den Hype schon ein kleines bisschen nachvollziehen, denn sie polarisieren auf jeden Fall. Lange, struppige Haare, die die meiste Zeit ins Gesicht fallen, superenge Röhrenjeans gepaart mit lässiger Coolness schaffen ein Gesamtbild, das die Band auf jeden Fall interessant macht. Übergroße Schlabberpullis und gemusterte Hemden, die aus dem Altkleidercontainer stammen könnten, aber ebenso von einem überteuerten Hipsterlabel runden den Look ab. Einige mögen dies bestimmt schrecklich finden, andere finden dies jedoch „heiß“ und teilen das der Band auch lauthals mit.
Nach knapp 45 Minuten und zehn Songs ist das Spektakel leider auch schon wieder vorbei und die Band verlässt ohne Zugabe die Bühne.
Wer den Hype dieses Mal verpasst hat, aber trotzdem neugierig ist, der hat die Chance die vier Engländer im Mai noch einmal für ein paar Konzerte in Deutschland live zu erleben. Hoffentlich mit ein paar Songs mehr in der Tasche.
Setlist:
Delicious
Follow Baby
Lovesick
Scumbag
Float Forever
Higher Than The Sun
Toxic
Wraith
California Daze
Bloodshake
Fotos: Julia Laacks
The Blackberries
Peace
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