Nein, kein Scherz: Es dauert fast geschlagene 21 Minuten, bis The Strokes auf ihrem fünften Studioalbum erstmals richtig loslegen. „Loslegen“ bedeutet: in Form verzerrter Gitarren und richtig Schmackes. Das ist insofern beachtlich, weil COMEDOWN MACHINE eine Gesamtspielzeit von lediglich knapp 38 Minuten aufweist und somit schon mehr als eine Hälfte des Albums vergeht, ohne dass sich irgendeine Form eines positiven Aha-Erlebnisses einstellt. Was macht man also mit einen The Strokes-Album, das so überhaupt nicht nach der Band aus New York City klingt?
Es muss und soll ja nicht der wiederholte Aufguss von „Last Nite“ sein. 2001 ist Geschichte und das ist auch gut so. Aber The Strokes im Hier und Jetzt entpuppen sich als eine weitere Band, die zwar netten Indie-Synthpop mit netten Melodien machen, letztlich aber hochgradig austauschbar wirken. Das liegt einerseits daran, dass die einst so prägnante Stimme von Sänger Julian Casablancas so grundsätzlich alles von ihrer Wiedererkennbarkeit verloren hat und sich mehr als flachbrüstig gibt. Andererseits klingen The Strokes Anno 2013 mehr nach Phoenix Anno 2009 als nach sich selbst, nur mit weniger Hitpotential. Was wiederum keine Schmälerung der Franzosen von Phoenix sein soll. Dass da doch ein paar nette Stücke bei herauskommen – geschenkt. Aber der Rest von COMEDOWN MACHINE klingt mitunter so belanglos nett, dass er auch von jeder x-beliebigen halbwegs talentierten Indiepop-Nachwuchsband stammen könnte. Das wirkt in etwa so kreativ wie die Gestaltung des Albumcovers. Und wenn das wirklich Schicksal oder Karma sein soll, wie der Albumcloser vermuten lässt, dann tut das weh.
Ohr d’oeuvre: One Way Trigger / 5050 / Partners In Crime / Happy Ending
VÖ 22.03.2013, RCA / Sony Music
Tracklist:
01. Tap Out
02. All The Time
03. One Way Trigger
04. Welcome To Japan
05. 80’s Comedown Machine
06. 5050
07. Slow Animals
08. Partners In Crime
09. Chances
10. Happy Ending
11. Call It Fate, Call It Karma
Gesamteindruck: 5/10
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