Der zweite Tag startet nicht ganz so imposant, wie er ein Tag zuvor zu Ende gegangen ist. Mick Flannery und der darauffolgende Act Daniel Norgren aus Schweden wie auch Caroline Keating am Nachmittag beweisen, dass auch sanfte Töne ihr Gehör finden können. Handgemachte Musik an der Gitarre, die charismatisch und emotional zugleich ist. Kurze Zeit später stehen The Fabulous Penetrators aus London auf der Bühne. Die Band, die mit ihrer „borderline setlist“ im Gepäck irgendwo zwischen stupid und sympathisch anzusiedeln ist. So werden kurzerhand die selbstmitgebrachten Frisierköpfe an Mitarbeiter hinter der Bühne als Orden für ihre Arbeit verliehen. Neben diesen Künstlern gibt es an diesem Tag allerdings auch Artists, die eher weniger überzeugen. Die Hamburger Band Boy Division steht als einziger Gig nur zwanzig Minuten auf der Bühne. Sie covern grundsätzlich Songs, die von „Sexbomb“ bis zu „Losing My Religion“ reichen und verfremden den Gesang mit einem Megaphon so dermaßen, dass man diese kaum noch wiedererkennen kann. In diesem Fall sind zwanzig Minuten Spielzeit zu lang gewählt.
Daniel Norgren
The Fabulous Penetrators
Caroline Keating
Boy Division
Um nun zu einer erfreulicheren Botschaft überzugehen, gibt es auch gleich zwei große Highlights an diesem Tag. Skinny Lister überzeugt durch ihre energiegeladene Bühnenperformance. Die fünfköpfige Truppe, ebenfalls aus London, spielt britische Folkmusik mit traditionellen Polkas, die zum Mitgrölen anregen. Nicht ohne Grund werden ihre Auftritte auf Festivals auch gerne mal in die Umbaupausen gelegt, um diese durch die Menge stürmen zu lassen und das Publikum anzuheizen. Aufgrund einer Verspätung und der schlechten Bodenbeschaffenheit wegen starker Regenfälle hat diese Performance nicht stattgefunden. Jedoch konnte man fernab vom Festivalgelände Teil einer sehr persönlichen Akkustik-Session werden, die für die Rockpalast Sendung über das OBS aufgezeichnet wird. Wer nicht zur richtigen Zeit an diesem Ort gewesen ist, hat dann ja glücklicherweise die Chance, die Band gegen 17:40 Uhr selbst auf der Bühne stehen sehen. Eine sehr sympathische Gruppe, deren Lieder von durchzechten Nächten, Ehebrecherinnen und romantischen Liebesgeschichten erzählen. Volles Kontrastprogramm also.
Skinny Lister
Ein anderes Genre bedienen hingegen die zwei darauffolgenden Künstler. Die deutsch-schweizer Kombo We Invented Paris sind eine Indie-Pop-Rock Band, die nicht zum ersten Mal auf einer Festivalbühne stehen, dennoch eine große Freude versprühen, Teil des OBS zu sein. So groß ihr Talent für das Arrangement ihrer Songs auch ist, wirklich große Reden werden an diesem Abend nicht gehalten. Dennoch ein Auftritt, der in der Kategorie ‚gelungen‘ einzuordnen ist.
We Invented Paris
Weniger Vollgas, dafür aber mit einer unglaublichen Selbstbeherrschung zeigt Dry The River als letzter Act des Abends auf der Bühne, was in ihnen steckt. Das Warten hat sich gelohnt. Das Fünfergespann rund um Frontsänger Pete Liddle sind live auf der Bühne herzergreifend und ein purer Genuss mit Gänsehautmomenten inklusive, das hauptsächlich auch auf seine ausgeprägte Kopfstimme zurückzuführen ist. Gerade mit ihren Akustik-Sessions auf vielfältigen Video-Plattformen machten die fünf Folk-Rocker – ebenfalls aus London – große Reden von sich, sodass die Band mittlerweile gerngesehene Gäste auf großen Festivals sind. „Man sollte sich an uns gewöhnen“, wie Pete schon mal verlauten ließ. Gewöhnen kann man sich auch an den Gedanken des des bevorstehenden Line-Ups, das für den dritten und letzten Tag des Orange Blossom Specials ansteht.
Dry The River
Fotos: Juli L.
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Und so war der 1. Tag.