Es muss auf der Welt jene geben, die mehr tun als ihre Pflicht. Dieser Satz ist nur ein kurzer Auszug eines Sprichwortes. Übertragen auf das Konzert von Miles Kane im Luxor ergibt dieser sogar einen Sinn. Das englische Multitalent wandelt seit 2011 auf Solopfaden und ist nun auf Tournee durch Deutschland, um das kürzlich erschienene Album DON’T FORGET WHO YOU ARE der Welt live und in der gewohnten „very british“ Rock-Manier zu präsentieren. Miles beweist, wie auch in seinen vorherigen Bandprojekten, sein Gespür für groovenden Glam- und Sixties-Rock.
Das Luxor ist an diesem Abend prall gefüllt. Anders als erwartet liegt der Altersdurchschnitt höher als bei 18 Jahren. Man erhält den Eindruck, als wäre es ein bunt gemischter und textsicherer Kreis, der schon seit den früheren Tätigkeiten des Briten in verschiedenen Indie-Rock Bands (The Rascals,The Last Shadow Puppets) treue Begleiter sind. Solch ein Wunschpublikum bietet die beste Grundlage für die junge Band um Miles Kane, gemäß einem der Songs an dem Abend völlig „Out Of Control“ dem Publikum einzuheizen. Eher zurückhaltender ist das Auftreten auf einer anderen Ebene. Große Reden werden nicht gehalten, denn Kane tritt relativ distanziert auf und gibt kaum etwas von sich oder über seine Songauswahl preis. Unabhängig von diesem Umstand steigt dennoch die Stimmung von Song zu Song.
Auch die Vorband The Blackberries aus dem nahe gelegenen Solingen tat sich zuvor – wie sie es selbst verlautete – ein wenig schwer damit, die Besucher mit Ansprachen zu bezirzen. So wirkten Aussagen wie: „Jetzt sag doch mal was, ich muss hier noch meine 12 Saiten stimmen… am besten was Peinliches“ dennoch sehr amüsant. Immerhin besser als eine halbe Stunde durch den Abend zu heizen, ohne wirklichen Bezug zum Publikum aufgebaut zu haben.Im Großen und Ganzen ist der Sound der Blackberries stilistisch betrachtet sehr ähnlich zu dem des Headliners. Sie kommen gleichermaßen groovig und dynamisch daher. Ein ebenfalls gelungener Auftritt. Es ist bei beiden Acts schön mit anzusehen, wie sehr man seine Musik liebt und lebt und dafür brennt, anderen genau dieses Gefühl zu vermitteln.
Diese Liebe zur Musik wird nicht allein von Kane, sondern auch von seiner Band, die ihn ausschließlich bei Konzerten unterstützt, in ein bisschen mehr als einer Stunde versprüht. Der Startschuss fällt gleich mit „You’re Gonna Get It“ und geht zu Älterem über, sodass „Inhaler“, „Come Closer“ und „Rearrange“ relativ schnell zu Beginn rausgehauen werden. Es werden dennoch auffallend viele neue Songs wie „Taking Over“ und die aktuelle Single „Don’t forget who you are“ gespielt. Das Ende der Setlist ist erreicht, was folgt, ist ein kurzer Schwenk in die Menge und die Band verlässt den Ort des Geschehens – leider ohne dorthin zurückzukehren. Auch hier fällt die Verabschiedung sehr zurückhaltend aus. Dennoch haben die fleißigen Herren eine tolle Bühnenshow geboten, sodass wir – angelehnt an ihren aktuellen Albumtitel – „won’t forget who they are“.
Fotos: Julia Laacks
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