Die Krux des zweiten Albums. Auch Isabell Geffroy steht vor exakt diesem Problem, legte sie doch mit ihrem selbstbetiteltem Debüt einen der Überraschungserfolge der letzten Jahre vor. Chanson-Pop, in Deutschland üblicherweise zu kaum mehr als einem Nischendasein befähigt, schafft mit 500.000 verkaufter Einheiten sogar Doppelplatin. Und jetzt also der Nachfolger, RECTO VERSO. Ein Titel, der für die frankophilen Leser unter uns so viel bedeutet wie „beidseitig“. „Beidseitig“ möglicherweise im Sinne von ehemalige Straßenmusikerin auf der einen und arrivierte Popgröße auf der anderen Seite; darüber lässt sich die Presseinfo nicht aus. Fest steht nur: Mit RECTO VERSO bewegt sich ZAZ noch etwas mehr in Richtung radiokompatiblen Mainstreampop. Doch, es gibt sie immer noch, die feinen Kleinode, die Madame Geffroy 2010 so in die Ohren des internationalen Publikums gespielt haben. Wie etwa „Comme Ci, Comme Ca“ mit seiner angedeuteten Flamenco-Gitarre, dem reduzierten, vergleichsweise düsteren Zirkusfeeling von „J’ai tant escamoté“ oder dem fröhlichen Variétéfeeling von „Oublie Loulou“.
Immer wieder jedoch werden die einerseits wirklich guten Eindrücke durch die andererseits recht banalen Radiopop-Eindrücke von Songs wie „Gamine“ oder „Si“ gedrückt. Das ist schade, denn ZAZ ist und bleibt eine bemerkenswerte Musikerin. Nur versucht sie hier, zu viele Geschmäcker gleichzeitig zu bedienen und wandert so mitunter ziellos zwischen verschiedenen Stilen. Also doch irgendwie „beidseitig“. Beide Seiten der Medaille.
Ohr d’oeuvre: Comme Ci, Comme Ca / Toujours / Oublie Loulou
VÖ: 10.05.2013; Sony Music
Tracklist:
01. On Ira
02. Comme Ci, Comme Ca
03. Gamine
04. T’attends quoi
05. La Lessive
06. J’ai Tant Escamoté
07. Déterre
08. Toujours
09. Si je perds
10. Si
11. Oublie Loulou
12. Cette Journée
13 Nous Debout
14. La Lune
Gesamteindruck: 5,5/10