Sommerflimmer im Bauernhofhinterzimmer mit Glitter-Tanz-Gewitter. Rein(e)INDIE
Natur. Raus kommt eben jenes Problem mit Unwetter Szenarien, die auf Festivals ganz
schnell eine gute Stimmung kippen können. Dieser fatale Zustand beschreibt den zweiten Festivaltag sehr treffend. Umso positiver ist es, wenn ein Veranstalter Ordnung im absehbaren Chaos behält und das Line-Up am zweiten Festivaltag mit einigen Acts nicht untergehen muss. Ein nicht ganz unerheblicher Vorteil von kleineren Festivals.
Es ist Mittag, die Sonne brennt. Von Unwetterwarnungen will zu diesem Zeitpunkt keiner was hören. Dennoch erscheinen bei The Fog Joggers anfangs nur sehr wenige Besucher. Die Gründe sind vielfältiger Natur. Die einen befinden sich noch im nahegelegenen Freibad, andere wiederrum verarbeiten das Erlebte vom Vortag. Keinesfalls liegt dieser Umstand an der Musik der vier Krefelder Jungs, die in einer halben Stunde ein Auszug aus ihren erfolgreichsten Songs, wie dem klangvollen „Waiting In The Wings“, den meisten wohl aus einer gewissen Werbung für ein Getränk auf Hopfen-Basis bekannt, spielen. Leider nicht ganz so euphorisiert, da es ihnen an Schlaf aufgrund vorheriger Festivals fehle, so Sänger Jan Büttner. Direkt nach deren Verabschiedung ist der Moment gekommen, als alle Anwesenden aufgefordert werden ihr Auto oder eine Scheune als Notunterkunft aufzusuchen. Eine Stunde Wirbelwind und gefühlte hektoliter Regen vom Himmel später, kann das Applevillage wieder aufgesucht werden.
The Fog Joggers
BRNS
Es gibt keine Programmausfälle, weshalb Fenster und BRNS im direkten Anschluss und ohne Zwischenpause auf der Bühne stehen und der Programmablauf so fortgeführt werden kann. Glück gehabt. Immerhin wird es den einen oder anderen geben, der gerade diese Acts live und in Farbe zu Gesicht bekommen möchte. BRNS stammen aus Belgien, sind gerade auf Festivaldurchreise und beglücken dabei Zuschauerherzen mit ihrem multi-instrumentellem Alternative Rock Sound. Wild, ungezwungen und packend zugleich, wie in „Mexico“. Multikönner sind auch Fenster. Eine sehr junge Band, bei denen ein ständiger Instrumente- und Positionswechsel auf der Bühne stattfindet, das Neugier entfacht haben dürfte. Gespannt sein darf man dann auf den bis dato eher unbekannten Jacco Gardner und auf das Kontrastprogramm von The/Das. Grundsätzlich ist es ungewöhnlich einen Act in einem geschlossenen Pavillon auf der Hauptbühne vorzufinden. Leicht abgedroschen. Der tiefere Sinn, der sich dahinter verbirgt, soll an dieser Stelle nicht geklärt werden. Nur schade, immerhin sind Fabian Fenk und Anton Feist besser bekannt als 2/3 Bodi Bill, nett anzuschauen. Mehr als nur nett ist ihr Zweitprojekt. Ein Mix aus Elektro-Pop mit musikalischen Elementen welche verträumt und verspielt zugleich sind.
The/Das
Bei den darauffolgenden Acts wird der Spannungsbogen bis zum Secret Act genretechnisch völlig ausgedehnt. Von DENA, einer bulgarischen, so genannten „Trap-Hip-House-Sensation“ bis hin zu The Thermals schrammeliger Punk- Rock-Note. Sie rütteln mächtig am Apfelbaum, sodass die gesamte Dorfgemeine ab dann in heller Aufruhr ist. Wesentlich versierter knüpft Mikhael Paskalev zur Abendstunde an. Die Band überzeugt mit gute Laune Musik, die einen zwar zum mitwippen anregt, aber dennoch wieder runterholt. Genau an der richtigen Stelle da Gerüchte zufolge der Secret Act noch einmal das gesamte Ruder rumreißen wird. So geschehen um kurz vor 21:00 Uhr. Der Vorhang fällt und Crystal Fighters, die Band, die es schon im Vorjahr als letzter Act auf der Bühne gestanden hat, sorgt auch in diesem Jahr wieder für eine Stunde Volleskalation. Ihre verspielte Balkan-Tanzmusik fügt sich ideal in das sommerliche Lüftchen ein. Die Freude und der Andrang ist groß. Leadsänger Sebastian Pringle gibt sich größte Mühe das Publikum mit seiner geballten Energie, getreu ihres aktuellen Albumtitels, die Höhle mit viel Rave zum Einstürzen zu bringen. Gesagt getan. Wessen Deo bis dahin nicht versagt hat, hat irgendetwas falsch gemacht. Jedenfalls dürfte jeder zu diesem Zeitpunkt sich körperlich vollkommen verausgabt haben.
Crystal Fighters
Shout Out Louds
Fotos vom Festival: Juli L.
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