Ein Tag wie kein anderer. Die Dockville Camping-Hinterwäldler sind auf dem Campinggelände in hellster Aufregung. Nicht wegen dem bevorstehenden Massenandrang der Großstädter Hamburgs, sondern viel mehr wegen dem, was ihnen tolles widerfahren wird. Angesetzt sind weitere zwei Tage mit pulsierenden Beats, dicken Bässen und der Mannigfaltigkeit musikalisch-künstlerischer Erlebnisse.
Lasset die Spiele beginnen. Game Over und die Spielfiguren legen bereits Samstagmittag den Start hin und haben die Puppen zumindesten mitwippen lassen. Die Besuchermassen bleiben aus, dennoch wird einem ein entzückender deutschsprachiger Schwenk aus dem Leben mit einem Songtitel wie „Bohr doch nach Öl in Deiner Nase“ dargeboten. An Darbietung und Unterhaltung fehlt es auch nicht auf dem Gelände selbst. An beiden Tagen lädt die überaus großzügige Flaniermeile dazu ein, sich treiben zu lassen. Aussteller, die ihre selfmade Kleidungs-und Schmuckstücke vertreiben gibt es reichlich. Das Thema Kunst ist und bleibt allgegenwärtig auf dem Festival.
Das Programm geht in die Vollen und gipfelt, wie an den Vortagen auch, zum Höhepunkt am Abend auf. Die zwei Tage beinhalten viele Überraschungen, die vorher nicht vorhersehbar waren. So geschehen bei dem Hauptact schlechthin. Die Mitteilung, dass Kakkmaddafakka aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten werden, trifft viele am Samstag zugegebenermaßen schwer. Für die Veranstalter ist es eine kleine Katastrophe. Fraglich, wie man es innerhalb so kurzer Zeit geschafft hat, FM Belfast als einen so würdigen Ersatz zu bekommen. Problem gelöst. Für Kyla la Grange hingegen war jeglicher Versuch einen internationalen Act auf die Bühne zu holen zu spät. Ja König Ja aus Hamburg haben leider keine Massenhysterie ausgelöst und waren mehr Hintergrundbeiwerk, als wirklich als Künstler wahrgenommen zu werden. Die wirklichen Highlights dieser Tage sind andere. Wie sollte es auch anders sein, die liebgewonnenen Crystal Fighters, Woodkid, Totally Extinct Dinosaurs / Teed, Lemaitre und Kid Simius am Samstag und am Sonntag sorgen Sizarr, Austra, CHVRCHES, als auch FM Belfast und der tollkühne Dj Koze für einen Freudentaumel in den Gehörhängen.
All jene ziehen die Massen auf ihre Seite, lösen geballte Euphorie aus und begeistern mit ihren Live Auftritten. Sizarr, die mit der wunderbaren Gesangsstimme von Fabian Altstötter samt neuem Haircut daherkommt, wie gleichermaßen dieser talentierte kleine Franzose, der mit schwarzer Base-Cap und Sweatshirt gekleidet, einen nahezu unerschöpflichen Raum vor sich einnimmt und jedem Besucher ein Lächeln in sein Gesicht zaubert, sind die Momente, an die man sich gerne zurückerinnert. Wie auch Crystal Fighters, die Warriors der Festivalsaion, die als Wunderwaffe schlechte Laune und Müdigkeit bekämpfen, als auch akuter Auslöser einer Post- Festival Depression sind. Keine sonderliche Überraschung also, dass das gesamte Publikum ausrastet und mehr als eine Zugabe verlangt werden.
Eine Überraschung am Samstagabend ist hingegen der Dj Kid Simius, der nur wenigen durch die bisherige Zusammenarbeit mit Auftritten mit Marsimoto und Marteria bekannt sein dürfte. Es ist nicht sein erster Auftritt auf einem Festival. Seine Performance sitzt und ist professionell, nichts wirkt dem Zufall überlassen. Er hat die Meute, die sich unmittelbar vorm Elbufer vor der Machinenraum Stage eingefunden hat, voll im Griff. Der Eindruck entsteht, dass es die Besucher sind, die völlig Out Of Control sind und nach dem Gig nicht so recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Diese Planlosigkeit aufgrund völliger Verausgabung in den Augen jedes Anwesenden sollte José Antonio Garcia Soler als Kompliment auffassen. Beim Thema Lob und Kritik lässt sich die Liste beliebig fortführen. Gut ist, dass das Festival auch noch in den nächsten Jahren an diesem Standort erhalten bleibt. Schlecht hingegen ist die Unterbringung der Besucher auf dem Campinggelände. Entweder hat man das Ausmaß an Zelten pro Kopf nicht richtig kalkuliert, oder gar nicht einschätzen können. Immerhin mussten einige im Wäldchen zwischen Bäumen oder auf Asphalt Vorlieb nehmen, da es massiv an Platz gefehlt habe. Wie dem so sei, ist es auch ein gutes Zeichen, dass im Vergleich zum letzten Jahr wesentlich mehr Besucher es vorziehen zu zelten und dem Festival den gesamten Tag lang treu zu bleiben.
Sich selbst treu bleiben, sollten auch die Veranstalter, denn sie haben es geschafft, ein stetig wachsendes Festival in die Stadt Hamburg zu holen. Wie bereits zitiert worden ist, sei es deren Anleigen gewesen„…einen gemeinschaftlichen Prozess anzustoßen“ und an der Idee auch in den nächsten Jahren festzuhalten, um eine gesonderte Darbietungsfläche mit einem versierten Line-Up zu bieten.
Aktuelle Pressebilder vom Samstag und Sonntag: