Selten wurde ein Album in der letzten Zeit so heiß gehandelt wie die neue Platte von Arcade Fire. Zumindest war die Vorfreude auf REFLECTOR im Netz deutlich spürbar. Das Release ist in dieser Beziehung ungeschlagen, eines der wichtigsten der letzten Woche. „We used to wait“ könnte man meinen. Immerhin haben Arcade Fire für ihr viertes Album einige Zeit verstreichen lassen.
Wenn man dem Volksmund Glauben schenken darf hat die Qualität bekanntlich ihren Preis, den man nach THE SUBURBS mit der Wartezeit von 3 Jahren zahlen musste. Die Band um das Ehepaar Butler und Régine Chassagne ruht sich keinesfalls auf früheren Erfolgen aus. Die Frage ist nur, wie man den Titel „Album des Jahres„ noch steigern kann. Fest steht: Sie halten sich selbst sinnbildlich den Spiegel vor, reflektieren das Bisherige und verarbeiten es zu etwas neuem Großen. Allumfassender, ambitionierter Indie-Rock, der aus ihrer eigenen Tradition herangewachsen ist. Genauso wenig zurückhaltend ist die thematische Grundlage ihrer Songs. Worte und Melodien in Einklang zu bringen ist bei den Kanadiern ein wesentlicher Bestandteil ihres kreativen Schaffens. Dieses Mal lässt sich die Band von der Sage rund um Eurydike und Orpheus aus der griechischen Mythologie inspirieren. Das Thema widerspiegelt sich gleichermaßen im Albumcover.
REFLECTOR ist in der ersten Hälfte geprägt von einigen Uptempo-Parts, die sich sowohl mit dominanten Dance-Grooves in den Gehörgang einbrennen („You Already Know“) als auch spannungsgeladen wirken. Gerade „Normal Person“ überzeugt mit den düsteren Gitarren-Riffs in der Bridge. Der Song thematisiert in gewisser Weise die Angst vor dem herkömmlichen Normalsein. “I’m so confused. Am I a normal person?“. Die zweite Hälfte der LP enthält neben ruhigeren Momenten in „Awful Sound (Oh Eurydice)“ und der Zweitausgabe von „Here Comes The Night Time“ mit „Afterlife“ einen finalen Kracher-Song. Ein gewohntes, dafür aber nicht gewöhnliches Arcade Fire Album, das nicht überladen daherkommt, sondern bei jedem Mal Hören besser wird. Oh Orpheus, lass es bitte nie enden, hört man an dieser Stelle seine innere Stimme sagen.
Ohr d´Oeuvre: Reflektor, We Exist, Normal Person , Afterlife
VÖ: 25.10.2013; Vertigo Berlin (Universal)
Tracklist:
01. Reflektor
02. We Exist
03. Flashbulb Eyes
04. Here Comes The Night Time
05. Normal Person
06. You Already Know
07. Joan Of Arc
08. Here Comes The Night Time II
09. Awful Sound (Oh Eurydice)
10. It’s Never Over (Hey Orpheus)
11. Porno
12. Afterlife
13. Supersymmetry (with Hidden Track)
Gesamteindruck: 8,5/10
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