Schon auf ihrem zweiten Album, erschienen im Jahre 2010, verabschiedeten sich MGMT vom Synthie-Hitpop des Erstlings. Retrosound, Psychedelica und Inspirationen durch Synthesizerpapst Brian Eno bestimmten fortan den Sound der Band, die noch 2007 die Indieszene mit Hits wie „Kids“ und „Time To Pretend“ aufwirbelte.
Nun sind noch einmal drei Jahre vergangen, der Schock des schweren zweiten Albums dank noch besserer Chartplatzierungen ist überwunden. Mit dem selbstbetitelten MGMT reihen sich Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser in die Riege der Bands ein, die einfach den Bandnamen für sich sprechen lassen. Ob’s hilft? Denn statt mit ihrem dritten Album die Rückkehr in die Charthit-Erfolgsspur zu suchen, präsentiert sich das Duo aus New York noch einen Schritt weniger massentauglich. Heißt: Melodien lassen sich nahezu an einer Hand abzählen, immer verspultere LoFi-Synthie-Psychedelica mit Anleihen aus Shoegaze, Garagerock und außerdem ständig wiederkehrende Effektspielereien. Ein neues „Kids“ ist nicht in Sicht, war aber auch so nicht zu erwarten. Dafür versprühen MGMT einen bitteren, fast zynischen Sarkasmus, wenn sie „Your Life Is A Lie“ oder „I Love You Too, Death“ singen. Lakonisch, aber doch voll von Resignation und einer gewissen Traurigkeit sind Zeilen wie: „Count your friends / On your hands / Now look again / They’re not your friends / Hold your breath / Everyone left / No surprise / Living a lie“. Was nicht heißt, das MGMT als Gesamtwerk ein trauriges Album ist. Vielmehr eines, das sich bei aller Verspielt- und Verspultheit manchmal nicht ganz einig zu sein scheint, wohin es eigentlich will und als solches erst einmal schwer zugänglich bleibt. Aber oft sind es eben diese Alben, die einem nach dem wiederholten Durchlauf umso intensiver im Kopf bleiben. Oder vielmehr: Bleiben können. Da wäre MGMT schließlich nicht die erste Band, die ihre besten Alben nach der Abkehr von typischen Popstrukturen herausgebracht hätten. Das aber muss sich erst noch herausstellen.
Ohr d’oeuvre: Alien Days / Your Live Is A Lie / Introspection / Plenty Of Girls In The Sea
VÖ: 17.09.2013; Columbia Records
Tracklist:
1. Alien Days
02. Cool Song No. 2
03. Mystery Disease
04. Introspection
05. Your Life Is A Lie
06. A Good Sadness
07. Astro-Mancy
08. I Love You Too, Death
09. Plenty Of Girls In The Sea
10. An Orphan Of Fortune
Gesamteindruck: 6,5/10
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