Einigen Konzertbesuchern steht am Donnerstagabend schon nach wenigen Minuten gehörige Verwunderung, wenn nicht sogar das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als Passenger verlauten lässt, er werde seinen Mega-Hit „Let Her Go“ heute nicht spielen. Was natürlich ein Scherz ist, das stellt der Engländer zur allgemeinen Erleichterung der Kölner Fangemeinde nach ein paar Sekunden lächelnd klar. Selbstverständlich werde er den Song bringen, schließlich sei es ja seine einzige Hit-Single. Ja, Mike Rosenberg, so der bürgerliche Name des 29-Jährigen, überzeugt im E-Werk nicht nur musikalisch, sondern präsentiert sich auch als äußerst gut gelaunt und sympathisch, wenn er zwischen den Songs teils minutenlang Anekdoten über die Tücken des neugewonnenen Nichtraucher-Daseins oder die Entstehung eben dieses Hits „Let Her Go“, der es bis an die Spitze der deutschen Single-Charts schaffte, zum Besten gibt.
Passenger bestreitet sein Programm vollkommen allein – keine Band, kein zusätzlicher Musiker zur Unterstützung. Nur ein Mann und eine akustische Gitarre. Das E-Werk ist zwar ausverkauft und dementsprechend voll, doch ist es mitunter so still, dass man die berühmte Stecknadel fallen hören könnte. Natürlich kommt im Gegensatz dazu auch ordentlich Stimmung auf, so beispielsweise bei „I Hate“, wo mitsingen darf, wer sich ebenfalls von den im Song thematisierten Dingen genervt fühlt: sinnlose Facebook-Posts und X-Factor in etwa, oder schlichtweg Chers Gesicht. Auch die Coverversion der Daft Punk-Nummer „Get Lucky“ kommt beim Publikum bestens an und leitet zum Höhepunkt über, der – natürlich – „Let Her Go“ heißt. Hier darf sich Rosenberg über gesangliche Unterstützung von der ersten bis zur letzten Silbe freuen. In nur 45 Minuten habe er den Song geschrieben und niemals für möglich gehalten, dass dieser „the one“ werde. Auch der nächste Titel, fügt er hinzu, handele von seiner Ex-Freundin. Nun habe er 106 davon. Also Songs, nicht Ex-Freundinnen.
Nach gut einer Stunde beendet Passenger das reguläre Set, wird aber unter lautem Applaus und Gesang noch einmal auf die Bühne zurückgeholt. Eigentlich sind nur zwei Songs als Zugabe vorgesehen, auf speziellen Wunsch der Fans gibt es darüber hinaus noch die Nummer „Caravan“ aus seinem ersten Album zu hören. Gut, das mit dem Pfeifen klappt nicht so ganz, aber zufrieden scheint am Ende nicht nur der Sänger selbst, sondern auch sein Publikum. Mit ihm, der bekanntermaßen früher sein Geld als Straßenmusiker verdiente, hat das Glück ganz sicher den Richtigen getroffen.
Fotos: Julia Laacks
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