Die Vorabsingle „Too Many Friends“ ließ Schlimmes für den siebten Longplayer von Placebo erahnen. „My computer thinks I’m gay / I threw that piece of junk away / On the Champs-Elysees / As I was walking home“. Ganz sicher hat die Band textlich durchaus mehr drauf als das, was einem hier geboten wird. Waren Placebo früher die Helden der Außenseiter und Unverstandenen, wird auf LOUD LIKE LOVE gegen korrupte Banken und soziale Netzwerke gewettert. Aus dem androgynen und zerbrechlichen Brian Molko ist ein selbstbewusster Rockstar geworden. Und: Auf Alben wie „Black Market Music“ oder „Sleeping with Ghosts“ hat die Band ihre musikalischen Höhepunkte höchstwahrscheinlich schon erlebt. Doch zum Glück gibt es auch auf Loud Like Love durchaus einige Lichtblicke.
Mit dem Titeltrack „Loud Like Love“ und dem darauffolgenden „Scene Of The Crime“ schaffen Placebo einen durchaus guten Einstieg. Wenn man dann den lyrischen Brei von „Too Many Friends“ überstanden hat, geht es in den Songs „Hold On To Me“ und „Rob The Bank“ nicht wirklich tiefgründiger weiter. Besonders auf den von kitschigen Geigen unterlegten Sprechgesang in „Hold On To Me“ hätte gerne verzichtet werden können. Wer jetzt noch drangeblieben ist, wird mit ein paar wirklich schönen Songs belohnt. Die elektronisch anmuteneden Stücke „Purify“ und „Exit Wounds“ wirken stimmig und versprühen Behaglichkeit. Bei „Begin The End“ wird das Ganze durch die Gitarren etwas unterbrochen. Und auch die Fähigkeiten von Olsdal am Keyboard lassen kaum Spielraum für Überraschungen. Und dann, ganz zum Schluß, schenken uns Placebo mit der zu Herzen gehenden Ballade „Bosco“, doch noch eine echte Perle. Thematisch geht es in dem Song um den Kampf gegen die Alkoholsucht und deren zerstörerische Konsequenzen für eine Beziehung (Bosco ist übrigends eine italienische Weinsorte). Unterstrichen werden die zuckersüßen Worte von melancholischen Geigen. Somit kann LOUD LIKE LOVE dann doch noch friedlich stimmen.
Bekanntlich sollen die besten Werke ja immer dann enstehen, wenn es richtig fies schmerzt und die Teenage Angst existentiell wird. Und vielleicht ist das ja auch der Grund, warum eben die richtig großen Knaller fehlen. Schließlich sind die Band-Anführer Molko und Olsdal jenseits der 40 . Und ganz ehrlich: Niemand kann sich mehr als 20 Jahre nur im eigenen Leid wälzen. Placebo wollen uns mittlerweile zeigen, dass auch Liebe laut sein kann.
Ohr d’oeuvre: Loud Like Love/Purify/ Bosco
VÖ: 13.09.2013/Universal
Tracklist:
01. Loud Like Love
02. Scene Of The Crime
03. Too Many Friends
04. Hold On To Me
05. Rob The Bank
06. A Million Little Pieces
07. Exit Wounds
08. Purify
09. Begin The End
10. Bosco
Gesamteindruck: 8/10
Mehr zu Placebo