Es ist beinahe schon vorbestimmt, dass sie alle in der Kantine spielen, wenn sie auf ihrer Tour in Köln Halt machen, die britischen “Urgesteine” der Rockmusik. Von Urgestein darf hier nun wirklich die Rede sein, sind Primal Scream doch bereits seit 1982 aktiv. So einige Male haben sie ihren Stil während der Bandgeschichte leicht variiert, ohne dabei jedoch sich selbst zu verleugnen. Und so füllt sich der Konzertsaal sehr gut, als die Glasgower um 20 Uhr ohne Vorband die Bühne betreten.
Sind im Publikum auch vorrangig Fans vertreten, die wahrscheinlich die Bandgründung im Jugendalter mitverfolgen konnten, findet der erste Song „2013“, auf dem jüngst erschienenen Album MORE LIGHT sofort großen Anklang und „River Of Pain“ sorgt geradezu für ein kollektives Ausrasten – natürlich ganz in Altrocker-Manier mit erhobenem Zeigefinger, der – zumindest mehr oder weniger – im Takt zustimmend gen Bühne geschwungen wird. Der Bierlaune scheint der Primal Scream Sound ganz offensichtlich auch zuträglich zu sein, besteht doch reger Verkehr zwischen Bar und den vordersten Reihen, die zusehends bewegungsfreudiger werden. Sänger Bobby Gillespie wirkt hingegen fast apathisch. Wo andere Frontmänner sich während Schlagzeug- oder Gitarrensoli ganz in der Musik verlieren, steht er bewegungslos, sich beinahe am Mikrofon festkrallend mit offenem Mund oben auf der Bühne und lässt den Akustikpart über sich ergehen, bis es wieder an ihm ist, mit dem Gesang einzusetzen. Der kann sich allerdings hören lassen, denn stimmlich lässt Gillespie ganz sicherlich nichts vermissen. Und was der etwas fremdwirkende Sound vermissen lassen mag (ja, man muss schon ein bis zwei Takte länger hinhören, um die aktuelle Single „It’s Alright, It’s OK“ zu erkennen), macht das güldene Hemd des Leadsängers allemale wieder wett.
Dass mit dem Publikum so gut wie gar nicht interagiert wird, scheint hier niemanden zu stören – Hauptsache, der Bass durchdringt Mark und Bein und man findet zwischen den Songs doch irgendwie noch eine Schneise zur Bar. Da wird auch freundlicherweise dem Frontmann ein Bier zur Bühne gereicht, der aber dankend ablehnt. Passenderweise eignet sich der Inhalt des übrig gebliebenen Bechers bestens, um Kult-Hits wie „Rocks“ und „Higher Than The Sun“ gebührend zu zelebrieren. Wer sich mit hiermit nicht identifizieren kann, dem bleibt zumindest die visuelle Erinnerung an Gillespies wunderbar pathetische Posen, die er mit einer nicht in Worte zu verpackenden Nonchalance darbietet.
Fotos: Julia Laacks
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