Dass es nie zu spät ist für eine Musikerkarriere, davon kann Seasick Steve ein Lied singen. Inzwischen gut über 70 Jahre alt aber eben kein bisschen leise, rockt der Amerikaner zur Zeit über europäische Bühnen. Heute macht er Halt im Bürgerhaus Stollwerck zu Köln und die Halle ist prächtig gefüllt. Doch bevor er zu seinen Gitarren greifen kann, rückt der Support des Abends Gemma Ray in den Mittelpunkt. Die Wahlberlinerin pflegt einen deutlich leiseren Sound, mixt Südstaatenklänge mit Folk und Country, stellenweise mag man sich die Musik gut auf einem Soundtrack von Quentin Tarantino vorstellen. Sie verrichtet einen guten Job auch wenn mit fortgeschrittener Dauer es doch ein wenig mo-noton wirkt. Dennoch ist sie in der Presse kein unbeschriebenes Blatt mehr und einige Achtungserfolge kann sie ebenfalls schon vorweisen. Mal sehen, wo ihr Weg hinführt.
Doch das Hauptaugenmerk liegt an diesem Abend klar auf Steve Wold, wie Seasick Steve mit bürgerlichem Namen heißt und er lässt keinerlei Zweifel daran, wohin die Reise gehen soll. Bis auf wenige Balladen lässt er es rocken und das meistens lässig sitzend auf einem gut gepolsterten Stuhl. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Das Kölner Publikum verehrt Steve regelrecht, immer wieder gibt es huldigende Zwischenrufe, Applaus und Anerkennung. Und Seasick Steve? Er genießt, erzählt Anekdoten und kommuniziert mit seinen Fans und lässt sonst den Blues grooven. Teils nutzt er dafür herkömmliche Gitarren, teils selbst gebastelte Instrumente z.B. in Form von präparierten Besenstilen oder andere verrückte kreative Ideen. Doch auch vor Coverversionen macht der Blues-Barde nicht halt und „Gentle On My Mind“ von John Hatfort muss u.a. daran glauben. Doch eigentlich ist es ziemlich egal, was er spielt, er punktet mehr mit Intensität und Spielfreude. Und da zählt er trotz oder vielleicht ja sogar wegen seines Alters zu den ganz Großen seiner Kunst!
Beeindruckend. Rock on Seasick Steve!