Das lange Warten hat ein Ende. Der nun greifbare und glückliche Moment ist gekommen, um Suede live im E-Werk zu erleben. Das Konzert kommt so gegenwärtig daher und ist gleichermaßen eine Zeitreise in musikalische Erinnerungen. Es ist eine Art Klassentreffen der besonderen Art.
Suede, als Vorreiter der britischen Indierock-Ära, sind erst seit Anfang 2013 mit neuer Platte unterwegs. Mit der anknüpfenden Tour ist die Reunion perfekt. 21 Jahre besteht die Band, die scheinbar nie wirklich aufgehört hat, ihrem eigenen Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Dennoch besitzt das neue Album BLOODSPORTS vermehrt melancholisch bis tiefsinnige Textbausteine. Die Tatsache wird den Fan der ersten Stunde nicht dazu veranlassen, plötzlich keine Texte mehr auswendig zu lernen. Jenen Eindruck erhält man im nicht ganz ausverkauften E-Werk am Donnerstag. Während des gesamten Abends wird nichts dem Zufall überlassen.
Eher weniger gut durchdacht ist hingegen der Support Act. Über den technischen Schnitzer beim Keyboarder zu Beginn des Konzertes kann man hinwegsehen. Allerdings ist die Band Teleman mit dem Genre Psychedelic bis Dream-Pop für den weiteren Verlauf des Abends eher deplatziert. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass es keinesfalls der Lautstärkefaktor von Suede übertroffen werden muss, nur ist die Musik der vier Jungs so sehr verträumt, dass diese sich scheinbar selbst während des Spielens in Trance versetzt haben. Immerhin wird das Publikum schlichtweg ignoriert. In pinkes Scheinwerferlicht getüncht, führt die bis dato unbekannte Band leider mit einem sehr schwammigen Programm durch den Abend. Ein Alleinstellungsmerkmal hat die Band noch nicht gefunden und kann an dieser Stelle auch nicht mitgeteilt werden.
Suede selbst sind an jenem Abend professionell wie eh und je zugange. Damit wirken selbst die sinnigen Momente, bei denen Brett Anderson sich auf Boxen niedersetzt oder auf dem Boden zusammengekauert seine Phrasen zum Besten gibt, wie eine ausgeklügelte Inszenierung. Seine Botengänge in die Menge, die quasi nur verkünden sollen: „Schaut her, wir sind eine Band zum Anfassen geblieben“, lassen dennoch Freude in vielen Gesichtern aufkommen.
Noch etwas fällt an diesem Abend auf. Die Fans sind erwachsener geworden und die Nostalgie der Band wird auch weiterhin gewahrt. Anderson wird an diesem Abend neben den hinreichenden, melodischen Gitarrenriffs auch lautstark durch das Publikum unterstützt. Es scheint ihn nicht besonders zu beeindrucken, da man in seine Mimik nicht sonderlich viel hinein interpretieren kann. Ein höfliches und kurzes „thanks for singing“ gleitet dennoch von den Lippen des Briten. Weniger höflich ist hingegen das Publikum, das keine Scheu davor hat, sogar Songvorschläge während der ruhigeren Gesangsparts zu unterbreiten. Gemäß der Attitüde: „Einfach mal drauflosbrüllen und schauen was passiert“. Zugegebenermaßen nicht sonderlich viel. Die Setlist wird bis zum Grande Finale mit zwei Tracks in der Zugabe durchgezogen. Selbstverständlich gehören auch die neuen Titel von BLODDSPORTS wie etwa „Snowblind“ dazu.
Die positive Energie, die auf der Bühne von Mr. Anderson ausgeht ist ein Erkennungsmerkmal von Suede, wenn er sich auch das ein oder andere Mal schon zugestehen musste, dass bei 90 Minuten Programm mehr Pausen als noch vor zehn Jahren benötigt werden. Immerhin ist der gute Mann keine 30 mehr, weshalb es während des Konzertes auch viele ruhige Momente gibt. Kein Grund, mit der Musik aufzuhören. Welche Band kann heute noch von sich behaupten, über Jahrzehnte gleichermaßen erfolgreich zu sein? Die britischen Indierock-Bahnbrecher sind nicht totzukriegen und das allein sollte schon genügen.
Setlist:
Faultlines
Snowblind
It Starts and Ends With You
Trash
Animal Nitrate
Can’t Get Enough
Sometimes I Feel I’ll Float Away
What Are You Not Telling Me?
The Drowners
Filmstar
Everything Will Flow
The 2 of Us
Indian Strings
Picnic by the Motorway
For The Strangers
So Young
Metal Mickey
Beautiful Ones
She’s in Fashion
New Generation
Fotos: Julia Laacks
Teleman
Suede