Es ist ein Klischee, aber ein sehr passendes: Die verregnete Großstadt, das Laternenlicht, welches sich in der Pfütze der regennassen Straße spiegelt. Bohren & der Club of Gore nähren die Heraufbeschwörung solcher Bilder, spätestens seit ihrem Meisterwerk „Sunset Mission“ aus dem Jahr 2000.
Auf jenem war schon die Verbeugung vor Angelo Badalamenti, seines Zeichens Hofkomponist bei David Lynch Filmen, deutlich zu hören. Jedoch schaffen Bohren & der Club of Gore es immer wieder, ihre Musik (die selbst gut als Soundtrack eines Lynch Films getaugt hätte) atmosphärisch so dicht zu präsentieren, dass ein einfacher Vergleich mit anderen Künstlern ungenügend wäre. Langsamkeit ist bei Bohren & der Club of Gore schon lange zu einer Tugend erkoren worden. Lässt man sich darauf ein, können oben genannte Klischees plötzlich cineastische Qualitäten erhalten. Das achte Album der Band fällt erstmal durch das ungewöhnliche Cover auf. Es ist vermutlich Christoph Clöser, der da von seinem Piano aufschaut. Den Hörer erwartet jedoch keine Kammermusik, jedenfalls nicht im klassischen Sinne, sondern eine introspektiv-getragene Mischung aus Jazz und Ambient. Neu hinzugekommen sind Stücke, in denen ausnahmsweise nicht nur ein einsames Saxophon und Piano zu hören sind, sondern ein Zusammenspiel aus zwei oder drei Blasinstrumenten.
Die Band bewirbt das Album selbstironisch mit dem Wort „ereignislos“. Wer sie schon einmal live gesehen hat kennt ihren trockenen Humor bereits. Auch wenn sich Bohren & der Club of Gore mit diesem Album nicht unbedingt neu erfinden, beweisen sie mit PIANO NIGHTS, dass sie ihr selbst geschaffenes Fach meisterhaft beherrschen.
Ohr D’Oeuvre: Ganz leise kommt die Nacht, Segeln ohne Wind, Verloren (Alles), Komm zurück zu mir
VÖ: 24.01.2014 PIAS
Tracklist:
01. Im Rauch
02. Bei rosarotem Licht
03. Irrwege
04. Ganz leise kommt die Nacht
05. SegeIn ohne Wind
06. Unrasiert
07. Verloren (Alles)
08. Komm zurück zu mir
Gesamteindruck: 7/10
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