Steel Panther sind im Moment in Europa unterwegs, um ihr kommendes Album ALL YOU CAN EAT vorzustellen. Wer die Band aus Los Angeles kennt, weiß was das bedeutet: Steel Panther spielen keine Shows, sie selbst sind die Show. Vor dem Konzert in Köln trafen wir Lexxi Foxxx zum Interview und unterhielten uns mit ihm über Drogen, das Leben in den 80ern und plastische Chirurgie.
jmc: Lexxi, euer neues Album erscheint im März. Wir haben die Scheibe schon gehört und können sagen: Das sind musikalisch wie inhaltlich 100% Steel Panther!
Lexxi Foxxx: Japp, wir haben exakt nichts geändert, nur verbessert. Die Songs auf ALL YOU CAN EAT sind wie immer durch die Bank von Ereignissen geprägt, die wir selbst erlebt haben. Meine Lieblingsnummer „Gangbang at the old folks home“ handelt davon, wie sich Michael (Starr, Gitarrist der Band, Anm.d. Red) damals eine Pizza bestellte und am Ende war eine Frau mit einer Waffe im Spiel und es passierten jede Menge kruder Sachen. Musikalisch gesehen ist „Pussywhipped“ mein Lieblingssong, weil er enorm schwer zu spielen ist. Das war eine echte Herausforderung und hat mich drei Tage gekostet, bis ich endlich den verfickten Bass im Kasten hatte. Vielleicht hätten wir nicht so viel von dem Vorschuss der Plattenfirma in Drogen investieren sollen. Rückblickend war es eventuell nicht die beste Idee, die Nummer total high einzuspielen.
jmc: Live klappt das aber hoffentlich heute Abend, der Rausch ist verflogen?
Lexxi Foxxx: Ja, logisch! Wir haben die Nummer allerdings bislang noch nie live gebracht. Eigentlich ist es auch viel wichtiger, wie man aussieht, als was man spielt. Wenn ich auf der Bühne stehe und meine Haare fliegen lasse, interessiert es keinen Menschen mehr, ob ich mich zigmal verspiele. Es geht nur darum, so geil wie möglich auszusehen.
jmc: Okay, also sind es am Ende vor allem die Klischees, die Rockmusik zu dem machen, was sie ist.
Lexxi Foxxx: Absolut! Es interessiert niemanden, was in dir steckt. Nur das, was nach außen hin sichtbar wird, zählt. Auf der Bühne kommt es nur darauf an, wie cool und geil man ist!
jmc: Ist es schwierig, die ganze Zeit in dieser, nennen wir es „Rolle“ zu bleiben?
Lexxi Foxxx: (nickt geistesabwesend) Ich sehe immer aus als wäre ich einem verdammten Whitesnake-Video entsprungen.
jmc: Anders gefragt: Würdest du Steel Panther als eine Art erweitertes Kunstprojekt bezeichnen?
Lexxi Foxxx: Fuck, yeah! Aber sowas von! Schau dir mein Gesicht an. Alleine das ist ein verdammtes Kunstprojekt. Dazu kommen noch diese ganzen geilen Songs, die wir schreiben. Schau da rüber (zeigt auf seine Garderobenstange): Das sieht aus wie Disneyland. Wir bringen das große Ding auf die Bühne, jeden Abend ist das, was wir tun, die volle Farbpalette aufzutragen.
jmc: Was ist mit „All you can eat“ gemeint? Beschreibt der Titel unter anderem das Musikgeschäft?
Lexxi Foxxx: Gegenfrage: Hast du das Cover zur neuen Platte gesehen? Es ist eine großartige Kopie von Leonardo da Vincis letztem Abendmahl, die Leonardo Di Caprio in unserem Auftrag angefertigt hat. Wir bringen auf diesem Bild die 80er zurück: Die Nutten waren toll, die Drogen waren besser, das Koks großartig. „All you can eat“ hat unterm Strich nichts mit essen zu tun und es ist auch nicht großartig metaphorisch zu verstehen. Es bedeutet: Macht Party, als ob morgen die Welt unterginge!
jmc: Wo wir schon bei den 80ern sind. Wie sah das Leben damals bei euch aus?
Lexxi Foxxx: Im Jahr 1981 haben wir eine Band gegründet, ich lebte damals noch bei meiner Großmutter. Das war nicht ganz einfach: Wir wussten nicht so genau, wie wir das alles anstellen sollten und hatten nur kleine Gigs in irgendwelchen Klitschen. Deswegen hat es auch so lange gedauert, bis wir unsere erste Platte veröffentlichen konnten. Im Prinzip waren wir immer high. Wir haben versucht Konzerte zu spielen und so viele Drogen wie möglich zu nehmen.
jmc: Also hat sich eigentlich nicht viel geändert – außer, dass ihr jetzt einen Plattenvertrag habt und die Kohle von der Plattenfirma.
Lexxi Foxxx: Und wir sind älter geworden. Deutlich älter. Das ist aber dank Botox und der plastischen Chirurgie kein Problem. Das geile ist ja: Wir leben in L.A .: Wenn wir irgendwas gemacht haben wollen, bekommen wir das ohne Probleme. Michael und ich haben denselben Arzt. Wir kennen die Leute, auf die es ankommt. Deswegen sind Drogen oder Junkfood kein Problem.
jmc: Wie haltet ihr euer Energielevel oben?
Lexxi Foxxx: Kokain. Kommt natürlich immer drauf an, wo wir gerade sind. An Flughäfen zum Beispiel haben wir nie etwas dabei, da heisst die Alternative Red Bull. Zuckerfrei. Die Chemikalien sind mir egal, so lange kein Zucker drin ist. Also wenn ihr das hier lest, liebe Zollbeamte: Spart euch die Mühe, uns am Flughafen zu filzen!
jmc: Habt ihr manchmal moralischen Bedenken, Leute negativ beeinflussen zu können?
Lexxi Foxxx: Ich glaube, die Menschen, die zu unseren Konzerten kommen, sind alle erwachsen. Wenn du uns noch nie gesehen hast und bist zum ersten Mal auf einer unserer Shows, gehst du vielleicht mit dem Gedanken raus, das Leben nicht allzu ernst zu nehmen. Unsere Botschaft ist: Feiert, amüsiert euch, habt Sex, so viel ihr könnt! Ob ihr an einer Überdosis Kokain krepiert oder bei einem Autounfall umkommt, es kann jeden Moment vorbei sein. Lebt, als ob es der verdammte letzte Tag eures Lebens wäre!
jmc: Lexxi, wir danken für das Gespräch!
Interview: Kirsten Otto/Daniel Berbig Fotos: Daniel Berbig
Mehr zu Steel Panther