Suzanne Vega hat sieben Jahre kein Album veröffentlicht und ist in der ganzen Zeit trotzdem immer wieder auf Tour gewesen. So gab es vor rund zwei Jahren ein fantastisches ausverkauftes Sitzplatzkonzert in der Kulturkirche, die aus allen Nähten platzte. Jetzt gibt es endlich ein neues Werk und dieses Mal sollen mehr ihrer Fans zum Zuge kommen. Bedeutet Stehplatz und Gloria Theater – somit bleibt der Charme erhalten, den auch diese Location definitiv hat und mehr Interessierte finden Platz.
In den Abend führt Seth Lakeman mitsamt Partnerin als Support ein. Der Brite ist auf der Insel längst ein Star, sein Mix aus Folk, Singer-/Songwriter und akustischer Gitarre kommt dort gut an. Auch hierzulande ist er nicht völlig unbekannt, so tourte er schon mit Folk-Größen wie Clannad durch die Lande. Lakeman kann heute Abend leider nur an der Geige und dort vor allem bei schnelleren Stücken überzeugen, sein Gitarrenspiel ist eher unspektakulär und der Gesang klingt in den Balladen sehr dramatisch, melancholisch und schwermütig. Dennoch gelingt es ihm, beim anwesenden Publikum um die 40 durchaus zu punkten und er erhält meist mehr als Höflichkeitsapplaus. Ein Besuch seiner Konzerte mit kompletter Band im Rücken ist für Folk-Fans sicher einen Versuch wert.
Sehen wollen die Leute vor allem Suzanne Vega, die sich dann auch nicht lange bitten lässt. Schon seit einiger Zeit tritt sie nur mit dem Gitarristen Gerry Leonard auf, ein Großer seines Fachs. David Bowie setzt bereits mehrere Jahre auf ihn und es wird schnell klar warum. Sein Gitarrenspiel, seine Riffs und Loops sind von solcher Präzision, dass andere Instrumente schlicht nicht vermisst werden. Dazu gesellt sich Vegas Stimme, die auch mit den Jahren nichts an Kraft eingebüßt zu haben scheint und auch angestaubte, ältere Songs kraftvoll klingen lässt. Ob „Marlene On The Wall“, „In Liverpool“ sowie „Tom’s Diner“, alle Hits zünden auch im akustischen Gewand, wissen zu gefallen und belegen, dass sich in Suzanne Vegas Diskografie deutlich mehr Nummern mit Hitpotenzial befinden als „Luka“. Auch die neuen Songs, vor allem die rockige Nummer „I Never Wear White“, wirken nicht fremd, sondern fügen sich harmonisch in die Setlist ein und bringen das Kölner Publikum dazu, sich zu bewegen. Nicht nur die Musik und der Sound stimmen, auch Vegas Laune scheint bestens zu sein. Mit sehr viel Humor moderiert die Wahl-New-Yorkerin durch den Abend und scheut nicht davor zurück, sich auch selbst gehörig aufs Korn zu nehmen. Selbst mit einer Coverversion von Lou Reeds „Walk On The Wild Side“ macht sie nichts verkehrt und gewinnt die Fans noch mehr für sich. Und ein genialer Schachzug kommt zum Schluß, denn die letzten beiden Tracks des Abends werden von den Fans gewünscht und erfüllt.
Von soviel Publikumsnähe mit gleichzeitiger Bescheidenheit gepaart mit Minimalismus und Präzision können und sollten sich so manche eine Scheibe abschneiden.
Setlist:
Marlene on the Wall
Caramel
Fool’s Complaint
Crack in the Wall
Jacob And The Angel
Small Blue Thing
Gypsy
The Queen and the Soldier
Don’t Uncork What You Can’t Contain
Song of the Stoic
Solitude Standing
Left of Center
I Never Wear White
Luka
Tom’s Diner
Walk on the Wild Side
Horizon (There Is a Road)
In Liverpool
Fotos: Kirsten Otto
Mehr zu Suzanne Vega