Er war der Durchstarter im letzten Jahr, Publikumssympathisant und sein Album ein Verkaufsschlager. Jeder Song von THE GOLDEN AGE gleicht einem Soundtrack und er ist ein Sänger für die ganz großen Bühnen. Wer ist dieser Woodkid und warum versprühen seine Songs eine solche Anziehungskraft?
Fest steht, dass Yoann Lemoine alias Woodkid nach eigenen Angaben nun seit drei Jahren auf Dauertournee ist und das, obwohl sein großer Durchbruch erst seit Anfang 2013 mit VÖ seines Albums gesegnet war. Zunächst spielte man noch in der Kulturkirche in Köln und füllt heutzutage große Hallen, wie das Palladium oder die Hamburger O2 World. Immerhin nimmt seine 13-köpfige Band, bzw. vielmehr sein gesamtes Orchester, eine Menge Raum ein. Ein besonders großer Wirkungskreis besitzt bereits Lemoines einzigartige Stimme, die düster als auch geheimnisvoll zugleich ist. Der Mix aus orchestralen und elektronischen Klängen macht auch an diesem Abend das Konzert zu einem besonderen Erlebnis.
Eine ebenfalls überragende Stimme besitzt Frontsänger Fabian Altstötte von der Band Sizarr, die als Support an diesem Abend tätig ist. Mittlerweile sind fünf Jahre seit der Gründung vergangen und die Band schnuppert bereits international Luft. Vor Jahren hätte man dieses Repertoire noch nicht bieten können. Gekonnt zieht Fabian sein Ding durch und überzeugt abermals mit dem, was ihn und jeden seiner Songs auszeichnet. Seine erwachsene und etwas schwermütige Stimme passt allerdings nicht zu seiner optischen Erscheinung. Schließlich erhält man den Eindruck, es mit einem unbedarften, jungen Mann zu tun zu haben, der im Grunde gar nicht weiß, was die Zukunft für ihn bereithält. Wie dem auch sei: Nachdem letztendlich auch „Purple Fried“ ertönt, dürften alle Kritiker überzeugt sein.
Dann ist es soweit: Der herbei ersehnte Hauptact des Abends wird lautstark begrüßt, als dieser wie ein Gladiator mit Siegespose die Bühne erklimmt und sich der großen Projektionsfläche zuneigt. Das Publikum rückt an dieser Stelle noch näher zusammen, als es ohnehin schon war. Grund dafür sind die unliebsamen Säulen, die sich ringsherum der Bühne befinden und einem regelrecht die Sicht auf das Hauptgeschehen vermiesen. Es tut der guten Laune jedoch keinen Abbruch. Erst recht nicht, wenn einem eine Liebkosung wie „Guys I have something to tell you: ‚I love you’“ als direkte Überleitung zu „I love you“ offenbart wird. Als Schmankerl des Abends verspricht Lemoine gleich zu Beginn neue Songs zu spielen. Natürlich nur, sofern weiterhin so eifrig applaudiert wird.
Es folgt eine Balladenreihe. Es sind jene Songs von THE GOLDEN AGE, die etwas tiefgründiger daherkommen, zumal diese eine Widmung an seine Mutter sind und von seinem jetzigen Hometown Brooklyn berichten („Where I live“). „This is a love song“ – zu dieser Feststellung ist zu diesem Zeitpunkt sicher jeder angelangt.
„Good“ als neuer Song seines bisher unveröffentlichten Albums ist hingegen mehr ein Stimmungsaufheller und erzählt von den Strapazen und den Nachteilen im Touralltag. Es sind – anders als angenommen – die „bad things on tour“, von denen das französische Multitalent berichtet. Es wäre nicht sein Stil, von endlos langen Busfahrten mit Saufexessen zu singen. Ungezügelt wird es allerdings zum Ende des Konzertes; es folgt, was kommen muss. „Run Boy Run“ ertönt. Der Dauerbrenner, der derzeit im Minutentakt über die TV-Bildschirme flimmert, erweist sich als letzter Song des Abends und als eine ewig fortlaufende Mitgröl-Einlage, die in den letzten Zügen noch musikalisch vom Orchester unterstützt wird. Es herrscht Stadionfeeling, womit sicher keiner gerechnet hätte, nicht einmal die Band auf der Bühne – man kann es ihnen aus den Gesichtern ablesen. Aber nun ist der Moment gekommen: „Woodkid has left the building“. Glücklich und zufrieden tun es ihm alle anderen gleich.
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