Plakativ, aber nicht plump: Egotronic lassen die Gitarren auffallend öfter krachen – und wirken deutlich fixierter und geradliniger als früher. Eine gute Wahl.
Sechs Alben und kein bisschen leise. Längst nicht so ausgenudelt wie diese – zugegebenermaßen recht lahme – Einleitung präsentieren sich Torsun Burkhardt und seine Mannen, namentlich: Egotronic. Ob die offenkundige musikalische Weiterentwicklung damit zu tun hat, dass Mastermind Burkhardt letztes Jahr die komplette Band ausgetauschte und nun mit Schlagzeuger Reuschi, Gitarrist Chrü und „Elektroniker“ Kilian drei neue Mitstreiter an seiner Seite weiß? Denkbar wäre es, denn Egotronic präsentieren sich 2014 so fokussiert und eindeutig wie selten zuvor.
Die harten obligatorischen Elektrobeats und Gameboy-Sounds, mit denen sie sich harmonisch in das Audiolith’sche Musikuniversum einfügen, sind auch diesmal beeinflussende Stilmittel, werden aber noch öfter als früher von knackig-punkigem Indierock überlagert. DIE NATUR IST DEIN FEIND verbindet den sozialkritischen Dadaismus der NDW mit rotzig-sarkastischer Deutschpunk-Attitüde. „Elektropunk“ schreiben sich Egotronic zwar schon seit eh und je auf die Fahnen, die Gitarren neben den Sythiemelodien und den elektronischen Effekten werden diesmal aber noch lauter, fordernder, dreckiger – ohne dabei den ohrwurmhaften, oft simplen Pop-Appeal außer Acht zu lassen, der die Songs von Burkhardt & Co. kennzeichnet. Dabei werden Aussagen wie „Pop stinkt!“ gar nicht mal als plumpe Provokation gebracht, sondern trotz ihrer anscheinenden plakativen Simplizität mit kritischen Hintergedanken unterlegt.
Das erinnert mal an eine poppige Ausgabe von Wizo oder lässt den augenzwinkernden Nonsens der Kollegen von Frittenbude durchscheinen. Sogar die Wut, die in Songs wie „Raubzüge“ durchscheint, kauft man Egotronic problemlos ab.
Gebündelt bedeutet das, dass eine mitreissende Platte keineswegs zwangsläufig hochgradig ausgefeilte Akkordfolgen oder eine extrem saubere Stimme benötigt, sondern auch mit genug Energie, Verspieltheit und kritischer Denkweise punkten kann. Genau aus diesem Grund ist Egotronic mit DIE NATUR IST DEIN FEIND letztlich ein richtig gutes Album gelungen – wenn nicht sogar ihr bestes.
Ohr d’oeuvre: Nicht dazu gehör’n / Noch nicht vorbei / Neurosen im Garten / Raubzüge
VÖ: 14.03.2014; Audiolith Records
Tracklist:
01. Intro
02. Die Natur ist dein Feind
03. Glücksversprechen
04. Ich will nicht rein
05. Nicht dazu gehör’n
06. Krümel (feat. Kulla)
07. Noch nicht vorbei
08. Oh Oh
09. Neurosen im Garten
10. Pop stinkt!
11. Wie lange?
12. Raubzüge (feat. Christough!)
13. Die Band der Vollidioten (feat. Crackhuren – Chor)
14. Edwin van der Sar
15. Outro
Gesamteindruck: 8/10
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