4.000 jubelnde Zuschauer im ausverkauften Kölner Palladium ernten zahlreiche Liebesbekundungen – und dürfen darüber hinaus eine große Marteria-Show bewundern.
„Das Palladium ist der geilste Laden Deutschlands!“ Mit einem breiten Grinsen steht Marten Laciny, Künstlername Marteria, umrahmt von seinen acht musikalischen Mitstreitern auf der Bühne. Dass dem gebürtigen Rostocker dort rund 4.000 Zuschauer im ausverkauften Kölner Palladium zujubeln, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und kontinuierlicher musikalischer Weiterentwicklung. Und der Erfindung eines Alter Egos: Marsimoto, in Anlehnung an den von US-Hiphop-Produzent Madlib erdachten Charakter Quasimoto.
Die Freude über den gelungenen Abend ist dem Ex-Model, Ex-Schauspieler und Beinahe-Fußballprofi deutlich anzusehen. Freudestrahlend verkündet er bereits nach wenigen gespielten Minuten: „Köln ist die einzige Stadt, die ausverkauft war!“ (Anm. d. Red.: Vermutlich meint der Künstler hier, dass Köln die erste Stadt gewesen sei, die ausverkauft war.)
Und so kommt es auch, dass zum offiziellen Veranstaltungsbeginn immer noch eine Menschenschlange von mindestens 500 Metern auf den Einlass warten muss. So spielt Kid Simius, der nicht nur Support-Act, sondern auch langjähriger Produzent und Mitglied von Marterias Bühnenensemble ist, vor einer lediglich halb gefüllten Halle. Nicht, dass die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt nicht dabei sein wollten – sie durften schlichtweg (noch) nicht.
Harte Technobeats vom Laptop auf der Bühne erschüttern derweil die Wände des Palladiums. Parallel dazu spielt Simius Ukulele, Mundharmonika, Gitarre und vergnügt sich an einem Effektgerät. Ein wahres Multitalent, wie er erst unlängst auf seinem Album WET SOUNDS beweisen konnte. Der rund 30-minütige Auftritt des gebürtigen Spaniers endet schließlich in einem fulminanten Mashup, in dem Simius sowohl den Leslie Clio-Hit „Told you so“ verarbeitet, als auch eine angedeutete Synthie-Version des Star Wars Theme einbaut.
Pünktlich auf die Minute und nun vor garantiert gefüllter Halle legt Marteria um 20.30 Uhr los. Einem langen Intro folgend, ertönt direkt als erster Song „OMG“, die aktuelle Single seines Erfolgsalbums ZUM GLÜCK IN DIE ZUKUNFT II. Wirklich gesprächig ist Laciny indes anfangs nicht, wohl aber scheinbar vom Zuspruch seiner Fans überwältigt; einzelne „Unfassbar!“ kommen ihm immer wieder deutlich hörbar über die Lippen, eindeutige Liebesbekundungen von Bühne zum Publikum werden in den nächsten fast zwei Stunden noch einige folgen.
Die Setlist ist klug gewählt: immer nach spätestens zwei bis drei Liedern folgt der nächste Hit und lässt auch bei den ruhigeren Momenten der ersten Konzerthälfte nie so etwas wie Langeweile aufkommen. Seinen großen Hit „Kids (2 Finger an den Kopf)“ spielt er bereits nach 20 Minuten, nach knapp 45 Minuten folgen „Bengalische Tiger“ und direkt danach „Lila Wolken“, bei dem endlich auch die lange erwartete Miss Platnum offiziell eingreifen darf.
Die Pause, die ihm das folgende Solo-Intermezzo der rumänischen Wahlberlinerin verschafft, nutzt Marteria zum Klamottenwechsel. Unter lautstark skandierten „Marsi“-Rufen des Publikums darf nun auch Marsimoto für drei Songs seinen Teil des Abends bestreiten und brennt im grün glänzenden Overall, mit verzerrter Stimme und grüner Maske ein nicht nur sprichwörtliches Feuerwerk ab. Die Feuershow leitet die zweite Hälfte des Auftritts ein: Die Stimmung in der Halle bewegt sich auf ihren Siedepunkt zu, Hits wie „Endboss“, „Marteria Girl“ und „Verstrahlt“ werden frenetisch bejubelt und lauthals mitgesungen. Kurz vor Schluss werden Feuerfontänen noch einmal gefährlich nah an den Boxen abgeschossen, bevor sich Marteria erstmals von der Bühne verabschiedet, nur um wenig später zum harten Deichkind-Beat von „Crash dein Sound“ die Zugabe zu beginnen. Die darauf folgenden „letzten 20 Sekunden“ werden unter steigender Intensität immer und immer wieder gespielt, bis sich schließlich im Publikum zahlreiche Zuschauer mit nacktem Oberkörper und ohne T-Shirt in Reichweite wiederfinden.
Dann ist aber wirklich Schluss: Marteria verabschiedet sich noch einmal euphorisch von den Kölner Zuschauern, bevor die Saalbeleuchtung angeht. Die letzten rund 110 Minuten dürften letztlich das gewesen sein, was in der Szenesprache als „völliger Abriss“ bezeichnet wird. Oder auch: Ein Riesenspaß.
Fotos aus München: Lutz Bittrich / WeArePhotographers
Marteria
Setlist:
Intro
OMG!
Pionier
Eintagsliebe
Glasklar / Herzerglüht
Kids
Die Nacht ist mit mir
Alt und verstaubt
Gleich kommt Louis
Bengalische Tiger
Lila Wolken
Miss Platnum Medley (99 Probleme / Glück und Benzin / Letzter Tanz)
Grüner Samt (Marsimoto)
Ich bin dein Vater (Marsimoto)
Grünes Haus (Marsimoto)
Auszeit
Endboss
Bruce Wayne
Marteria Girl RMX
Alles verboten
Verstrahlt
Feuer
Welt der Wunder
Zugabe:
Crash dein Sound
Die letzten 20 Sekunden