Mit ihrem Debütalbum VOM STEHEN UND FALLEN schließen Heisskalt die Lücke zwischen der Außenseiterlyrik eines Casper und dem (Post-)Hardcore von Frau Potz. Da das wohl zurzeit in Deutschland die beiden Musikbereiche mit der höchsten Identifikationsdynamik sind, haben Heisskalt das Zeug größere Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Hardcorevergangenheit des Quartetts aus Stuttgart wird durch die Spielfreunde und Energie belegt, die gerade die erste Hälfte des Albums bestimmt, in welcher sich noisige Gitarrenbretter mit gesprochenen atmosphärischen Meldodicparts abwechseln und man unverzerrte Gitarren oder eine Druckabfall vergeblich sucht. So sind mit „Sonne über Wien“, „Kaputt“ oder „Identitätsstiftend“ großartige Emohymnen enthalten. Das Heisskalt aus der Masse herausstechen liegt neben der druckvollen und dichten Produktion vor allem am Gesang und an den Texten von Sänger Marius Bornemann. Er schafft es ähnlich wie der angesprochene Casper, die eigenen Schwächen, das eigene Bemühen ums tägliche Klarkommen und das damit verbundene Unwohlsein in leidenschaftliche, bildreiche Texte und Momentaufnahmen zu übersetzen. Da passt es, dass Heisskalt auf dem Stuttgarter Hip-Hop-Label Chimperator (Cro, Die Orsons) untergekommen sind. Musikalisch mögen es zwei Enden ein und derselben Stadt sein, allerdings verbindet die zelebrierte Leidenschaft und Sprache diese zwei Welten.
Schwächen zeigt das Album nur, wenn der Pathos einen zu großen Platz einnimmt wie im letzten Drittel der Platte oder elektronische Spielerein eingestreut werden, die mehr nerven als die Tracks zu unterstützen. Mit VOM STEHEN UND FALLEN haben Heisskalt eindrucksvoll das Feld bestellt, es bleibt abzuwarten, was sie ernten können.
Ohr d´Oeuvre: Sonne über Wien, Kaputt, Identitätsstiftend
VÖ: 21.03.2014 Chimperator/Sony
Tracklist:
01.Das bleibt hier
02.Nicht anders gewollt
03.Sonne über Wien
04.Identitätsstiftend
05.So leicht
06.Kaputt
07.Alles gut
08.Nicht gewinnen
09.Gipfelkreuz
10.Bestehen
11.Zweifel
Gesamteindruck: 8/10
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