Während Wir sind Helden auf unbestimmte Zeit pausieren, taucht jedes einzelne Bandmitglied nun langsam aber sicher aus der Versenkung auf. Als erstes machte Mark Tavassol mit Klaas Heufer-Umlauf gemeinsame Sache und gründete die Band Gloria, nun ist Frontfrau und Sängerin Judith Holofernes an der Reihe.
Diese veröffentlichte im Februar eine Soloplatte – EIN LEICHTES SCHWERT – und stellt die Stücke live im ausverkauften Kölner Gloria vor. Doch zunächst gehört dem Support Mama Rosin die Bühne – einem Schweizer Trio, das seine Musik mit Einflüssen aus Rock’n’Roll, Rhythm & Blues, Folk und Reggae zusammenbastelt. Interessant klingt das allemal, mit einem prägenden Akkordeon und jeder Menge Rhythmus versehen, der in die Beine geht, entfachen die drei gute Stimmung innerhalb des Theaters. Kurz: Hier versprühen Musiker Leidenschaft, die sich jeder Hauptact wünscht.
Zu Klängen von „Make Your Own Kind Of Music“ von Mama Cass Elliot entern dann wenig später Holofernes und ihre fünfköpfige Band die Bühne und starten ihr Set mit „Lose Kanone“, bevor es mit der Single „Ein Leichtes Schwert“ weitergeht. In den vorderen Reihen des Publikums sind vor allem Mädchen gut dabei, tanzen und singen textsicher mit. Alle anderen halten sich eher zurück, applaudieren aber immer kräftig. Und doch sind weder Musik, Texte noch Stimmung mit früheren Helden-Zeiten vergleichbar. Solo tendiert Judith Holofernes eher in Richtung Folk mit einer Prise Country, gelegentlich wird es poppig und selten rockig. Die Bandmitglieder agieren alle an mehreren Instrumenten und wechseln den Abend über querbeet. Die beiden Frauen brillieren zusätzlich durch Backing Vocals, doch genau das macht deutlich, dass Holofernes weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Zu sehr will sie sich eigenständig und authentisch geben, doch das wirkt verkrampft und aufgesetzt. Um all ihre Facetten zu zeigen, packt sie zur Aufpeppung einige auf deutsch übersetzte Coverversionen von Teitur („Catherine The Waltress“) oder Elvis Costello („I Hope You’re Happy Now“) in ihren Auftritt und offenbart damit selbst ihre eigenen Schwächen. Den Nummern fehlt es leider an Schärfe und Raffinesse, zumal die Übersetzungen nicht originalgetreu sind. Ein Coup gelingt ihr, als sie für die Coverversion von Lyle Loveletts „If I Had A Boat“, den in Köln beheimateten Maxim auf die Bühne holt. Zu zweit geben sie eine harmonische Darbietung des Stückes zum Besten.
Als ob dies alles nicht reicht, streut sie noch drei Gedichte oder eher Verse über den Abend ein, von denen vor allem allem „Faultier“ zwar für kurzzeitige Erheiterung sorgt, mit echter Kunst hat aber auch dies nichts zu tun. Insgesamt versuchen Holofernes und ihre Band verschiedene Genres zu bedienen, echte Glanzpunkte setzen sie leider nur wenige. Dafür ist alles zu weichgespült und nett und weiß nur wenig zu überzeugen. Die Fußstapfen der Helden in die sie tritt, wirken eine gehörige Nummer zu groß für sie alleine. Schade, denn eigentlich kann sie es besser.
Fotos: Rainer Keuenhof