Auf Tuchfühlung mit der Wissenschaft. We are Scientists stellen in Köln ihr brandneues Album TV EN FRANCAIS vor und haben dem Publikum gegenüber keine Berührungsängste.
Zu Beginn geben We Have Paws, das sind Phillip, Josh und Ryan aus Glasgow, mächtig Gas und preschen in ihre Gitarren als wäre es ihr vorerst letztes Konzert. Das ist jedoch nicht der Fall, wie man den Tour Entries der Briten entnehmen kann. Ihr „sweet, rousing punk“, wie ihn der Guardian trefflich nennt, wird noch bis Ende Juni auf den Bühnen dieser Welt herausgeschrien.
Als kurz darauf Reo Speedwagons 80er-Jahre Hard-Rock-Hit „Keep on Loving You“ ertönt, ist das Publikum im Kölner Luxor zugegebenermaßen etwas verstört. Zunächst geht man davon aus, dass sich der vollbärtige Mann an der Beschallungstechnik im Track vergriffen hat. Dem ist nicht so, da We Are Scientists den Song scheinbar bewusst gewählt haben, denn sonst würden sie ihn, in dem Moment als sie die Bühne erklimmen, nicht so sehr abfeiern. Eines fällt gleich zu Beginn auf: Das Duo rund um die Gründungsmitglieder Keith Murray und Chris Cain hat eine erneute Verstärkung am Schlagzeug erhalten. Wer der gute Mann ist wird nicht bekanntgegeben. Eines steht jedoch fest: Keine Typveränderung kann soweit greifen, als dass es sich um den früheren Razorlight-Drummer Andy Burrows handeln könnte.
Gespielt werden größtenteils Songs von TV EN FRANCAIS und ausgewählte Nummern von drei ihrer Alben. Die großen Klassiker wie etwa „Nobody Move“ und „Nobody Get Hurt“ und „Rules Don’t Stop“ dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das aktuelle Album ist nach eigener Aussage „(…)designed to hurt, in a good way“. We Are Scientists sind auch heute auf Spaß haben eingestellt. Ohnehin sind die New Yorker sehr humoristisch veranlagt. Die Zuschauer danken es Ihnen mit viel Wohlwollen, auch wenn die Scientists heute aufgrund des schlechten Sounds einen eher durchwachsenen Eindruck hinterlassen und man sie schon besser aufgestellt erleben konnte.
Unterm Strich geht der Auftritt aber klar. Zum Schluss gibt es zwei Zugaben (Zitat: „We can’t stop. We got the fever“) und Stage Diving inklusive. Das Publikum ist in diesem Moment sicher nicht mehr ganz so dankbar. Je nachdem aus welchen Blickwinkel betrachtet, leidet die Südkurve des Luxors sehr unter der Last von Chris. Dieser stürzt sich gleich dreimal ins Publikum. Als wäre das nicht genug lassen sich nach der zweiten Zugabe dann auch der namenlose Drummer und Keith in die Menge fallen. Schließlich wolle man zum Merchandise-Stand getragen werden, um seine Produkte dort nach der Show selbst an den Mann zu bringen. Das gelingt den beiden allerdings nicht, weshalb die Show mit dieser Einlage nach eineinhalb Stunden Programm ein Ende findet. Im wahrsten Sinne, abermals starke Kölner Fans an diesem Abend.
Bericht: Nadine Westerbur Fotos: Julia Laacks
Setlist:
Return The Favor
After Hours
I Don’t Bite
Nobody Move, Nobody Get Hurt
Dumb Luck
Rules Don’t Stop
Sprinkles
Textbook
Chick Lit
What You Do Best
Nice Guys
Make It Easy
Dinosaurs
It’s A Hit
Zugabe:
Can’t Lose
Slow Down
The Great Escape