Entgegen der Erwartungen, die das letzte Album ICE LEVEL geschürt haben mag, stürmen Ava Luna mit ELECTRIC BALLOON doch nicht ins R’n’B-/Soul-Radio, sondern stellen sich mit einem nur kurzzeitig ungemütlicheren New-Wave-/Postpunk-Sound neu auf.
Ava Luna könnten vermutlich groß sein, wenn sie einen fancy producer engagieren würden bzw. wenn sie das wollen würden. Wollen sie aber nicht. Wollten sie noch nie. Und auf dem neuen Album ELECTRIC BALLOON sogar ohrenscheinlich noch viel weniger als je zuvor. Dennoch kann man nicht davon reden, dass sie nach dem zugänglicheren Sound des letzten Albums ICE LEVEL einen Schritt zurückgemacht haben, anstatt den einfacheren Weg nach vorne in Richtung Radiofreundlichkeit und gesicherter Rente zu gehen. Dem rohen Sound und den vermeintlich widerspenstigen Songs zum Trotz kann man nicht einmal behaupten, dass das neue Album weniger genießbar klingt, denn tatsächlich waren die Brooklyner nie bunter, und schon beim zweiten Hören weicht der zunächst schroffe erste Eindruck der Erkenntnis, dass Ava Luna sich wenn schon nicht den Charts, dann aber wenigstens dem aufgeschlossenen Musikhörer gegenüber enorm geöffnet und weiterentwickelt haben. Das wunderschöne „PRPL“ wirkt so fast wie ein Überbleibsel und die sich selbst erfüllende Prophezeiung, dass sie doch gerne von mehr Leuten gehört werden möchten, aber im ganzen Kontext neben an Talking Heads („Daydream“), The B-52’s („Electric Balloon“) oder This Heat („Ab Ovo“) erinnernden Songs ist er fast ein bisschen zu viel (Soul) des Guten.
Felicia Douglass und Rebecca Kauffman sind immer noch tolle Sängerinnen, aber auf ELECTRIC BALLOON wird mehr denn je deutlich, dass sie nicht nur Gimmicks sind, um das kaputte Falsett von Bandkopf Carlos Hernandez aufzuhübschen. Ins Radio kommen Ava Luna damit vielleicht nicht, aber Kritikerlieblinge werden sie so ganz bestimmt.
Ohr D’Oeuvre: Daydream / Electric Balloon / PRPL
VÖ: 28.02.2014, Western Vinyl
Tracklist:
01. Daydream
02. Sears Roebuck M&Ms
03. Crown
04. Aquarium
05. Plain Speech
06. Electric Balloon
07. PRPL
08. Hold U
09. Judy
10. Genesee
11. Ab Ovo
Gesamteindruck: 8/10
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