Liz Green baut mit HAUL AWAY ihre kleine Schublade im Pop-Universum aus, die sie mit dem nostalgisch-modrigen Debüt O, DEVOTION! vor rund zwei Jahren geöffnet hat.
Die Engländerin geht dabei weit über die Folk- und Singer-/Songwriterecke hinaus, in die sie teilweise gestellt wird, die aber der Vielfältigkeit ihrer Musik nicht gerecht wird. Liz Greens musikalischer Kosmos umspannt mehr: sie erschafft eine eigenwillige Mischung aus Barjazz, Chanson, Swing, Gypsy, Blues und Kabarett. So trägt sie den Hörer zurück in die Zeit von Grammophon und Schellack-Platten, verrauchten Jazzbars und Kellerklubs. Dabei setzt die Frau aus Manchester auf HAUL AWAY die Nuancen anders als auf ihrem Debüt. Zwar sind die Aufnahmebedingungen die gleichen gewesen, so hat wieder Liam Watson (White Stripes, Kitty, Daisy & Lewis) in London Regie geführt, allerdings hat sich die Instrumentierung gewandelt. Die Gitarre ist zugunsten einer Kombination aus Klavier, Kontrabass, Blech- und Holzbläsern in den Hintergrund gerückt. Meist bleibt diese angenehm spröde, dabei aber zurückhaltend und rückt den stoischen Gesang Greens in den Mittelpunkt. Zugleich nehmen die rein instrumentalen Arrangements einen breiteren Raum ein, was den Songs eine große unterschwellige Dynamik verleiht und zusätzliche Spannungsbögen aufbaut. An wenigen Stellen wird die Stimme geradezu verschluckt, beispielsweise von den Posaunen in „Empty Handed Blues“.
Greens Musik wirkt im ersten Moment aus der Zeit gefallen, leicht mit Patina überzogen, entwickelt sich aber mit jedem Durchlauf zu einem immer charmanteren und fordernden Hörerlebnis und wird zum idealen Begleiter für den ersten Schnaps des Tages.
Ohr D’Oeuvre: Where the river don’t flow / Haul away/ Island song
VÖ: 11.4.2014 / Play It Again Sam
Tracklist:
01. Battle
02. Haul away
03. Rybka
04. River runs deep
05. Where the river don’t flow
06. Empty handed blues
07. Into my arms
08. Island song
09. Little i
10. Penelope
11. Bikya
Gesamteindruck: 7/10
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