Quirlig, turbulent und einfach nur sympathisch ist die junge Dänin Karen Marie Ørsted alias MØ (sprich: Möh), die derzeit zu den Lieblingskünstlern in sämtlichen Musikstreaming-Portalen zählt: MØ ist die Neuentdeckung des letzten Jahres. Deshalb ließ ein Debütalbum mit NO MYTHOLOGIES TO FOLLOW und eine anschließende Europatour samt einiger Zwischenstopps in Deutschland nicht lange auf sich warten.
Ein wenig warten musste man dennoch auf dem Hauptact. Die elektronischen Vorboten sind das Duo Parasite Single aus Hamburg, die mit ihrer sanften Präsentation aus Klaviergefüge, elektronischen Akzenten und einer liebliche Frauenstimme den Einstieg in den Abend abrunden. Die wohligen Klänge von Sängerin Jasmina Quach finden sich ideal in den Katakomben des Club Bahnhof Ehrenfeld wieder. Wobei eine ausgefeilte Lichtshow auf der Bühne ihren Klängen noch mehr schmeicheln würde. So wirkt die Beleuchtung eher trist und ist schlichtweg sehr dunkel gehalten. Da die Kritik hier nur auf das Interieur zutrifft, besteht kein Grund zur Sorge. Mit wenig Verspätung steigt die in der Presse als „neue Grimes“ betitelte Musikerin mit süßer Flechtfrisur und ihren drei Bandmitgliedern die Treppe hinauf zur Bühne.
Was auffällt, ist dass sie direkt wie auf Kopfdruck präsent ist und den Kontakt zu ihren Fans vor der Bühne sucht. Permanent allen Anwesenden zugewandt, glaubt man ihr, dass es Spaß macht an diesem Ort, zu genau dieser Zeit zu performen. Zwangsruhe für die ewig Rastlose findet die Kopenhagenerin nur im ruhigen Stück „Dust Is Gone“. Ansonsten turnt sie wild in der Menge herum und bewegt sich mit geballter Energie leidenschaftlich und ausdrucksstark im Takt zu all ihren bisherigen Songs. Unfassbar, welche Energie in so einem Persönchen steckt.
Mit „Maiden“ ist 2012 der Grundstein für ihr weiteres Schaffen gelegt worden. Ihr bunter Stil aus Indie, Soul wie in „Never Wanna Know“ und Pop-Charakter („Dance With Nobody“ ), vereint mit elektronischen Elementen und einem enormen Wiedererkennungswert in der wiederkehrenden Melodik, kommt an. Demgegenüber steht der Gesang von Ørsted, der ebenfalls einzigartig ist. Ihre interessante und glockenklare Stimme verleitet dazu, einen direkten Vergleich mit ihr in einer Akustik-Ausgabe ohne Drumherum und Verstärker hören zu wollen. Nur kurz erwähnt: Interessant ist nicht als geringfügiger Ausdruck ihres kreativen Schaffens, sondern als Gegenteil von langweilig zu verstehen.
Wer denkt, dass MØ als Zugabe ihre bisher größte Hits platziert, hat sich geirrt. Das Spice-Girls-Cover „Say You’ll Be There“ sorgt für Freude bei allen 90er-Jahre-Kindern im Publikum. Ein echter Klassiker eben – und vielleicht auch treibende Kraft für die seinerzeit achtjährige Karen Marie in ihrem Berufswunsch „Sängerin“.
Der Abend bietet alles in allem ein Konzert der etwas anderen Sorte. Mit intelligenten Lyrics und Unterhaltungsfaktor und ist mit Abstand keine „Waste of Time“. Einfach MØ, einfach gut.
Fotos: Juli Leykauf