Was schreibt man über ein Album, das in seiner Idee, in seiner Konzeption so nah klang und auf der runden Scheibe dann trotz allen Willens ein Gefühl der Enttäuschung hervorruft? Die Wahrheit? Aber welche ist das?
AUF KURS NACH HAUSE- das klingt nach Ankommen, nur wo, ist die Frage. Die Schmäh-Kritik der „alten Anhänger“, die seine neuen Air-Max-Retro-Filter-Fans zum Kotzen finden hat Prinz Pi jedenfalls überwunden und bastelt fleißig an neuen Ideen. Zum Beispiel an der, jene Songs, die längst in den Köpfen sind, neu zu vermarkten. Anders kann sein neuester Clou kaum bezeichnet werden. Am Anfang stand der Aufruf: „Liebe Fans! Ich mache ein Album mit euch. Jede Stadt bekommt einen Refrain.“ Dann war die Tour. All diejenigen, die dabei waren, werden mit Sicherheit ein immer währendes Gefühl der Einmaligkeit mit sich herumtragen.
Mal abgesehen von der wirklich netten Geste, Anhänger Teil eines Albums werden zu lassen, ist „Auf Kurs nach Hause“ qualitativ alles andere als ein gelungenes Konzept. Nummern, deren Kern der Gesang des Publikums sein sollte, werden unterbrochen von den immer gleichen Zwischenrufen. „Genau so“, zum Beispiel, oder „Sehr gut“- am Ende steht oft nur noch ein Gerüst und man wünscht sich, einfach mal durchgehend nur die Menge zu hören. Und selbst wenn diese nicht alles gegeben hat, braucht es keine Anfeuerung, sie könne es noch besser. Es ist schließlich ihr Moment und der der Daheimgebliebenen. Eine wertigere Ausstattung zugunsten der Tonqualität wäre da die bessere Entscheidung gewesen. Und überhaupt: Warum ist bei „100X“ nicht wie gehofft Casper am Start, sondern ein mittelmäßiges Feature von E-Rich?
Alles in allem ist AUF KURS NACH HAUSE kein gelungenes Live-Album: Zu unterschiedlich die Nuancen, zu wenig Zusammenhang der einzelnen Aufnahmen, zu viel Gebabbel. Einzig interessant ist der Bonustrack, der als Studioaufnahme inhaltlich passend vor „Laura“ erscheint und zu dem nichts weiter geschrieben gehört, denn er ist genauso intim wie sein Vorgänger selbst. Er berührt, das kann gesagt werden.
Zwar sind alle Tracks des Albums an sich gute Songs und die Idee, ein Live-Album mit seinen Fans zu machen löblich, aber die Umsetzung ist leider zu holprig, um von einem absoluten Must-Have zu sprechen. Schade!
Text: Süske Jüngling
Ohr D’Oeuvre: entfällt
VÖ: 16.05.2014 / Keine Liebe Records
Tracklist:
01. Fähnchen im Wind feat. Köln
02. Moderne Zeiten feat. Leipzig
03. Kompass ohne Norden feat. Hamburg
04. Frühstücksclub der toten Dichter feat. Wiesbaden
05. 100X feat. E-Rich & Osnabrück
06. Glück feat. München
07. Säulen der Gesellschaft feat. Konstanz
08. Rost feat. Wien
09. Ende Blut alles Blut feat. Nürnberg
10. Schwarze Wolke feat. Leer
11. Asoziale Kontakte feat. Stuttgart
12. Die letzte Ex feat. Köln
13. Unser Platz feat. Saarbrücken
14. Schiefe Pyramiden feat. Würzburg
15. Dumm feat. Bremen
16. Auf Kurs nach Hause (Bonustrack)
17. Laura feat. München (Bonustrack)
18. Keine Liebe feat. Kobra & Berlin (Bonustrack)
Gesamteindruck: 5/10
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