Die Amerikanerin Erika M. Anderson, genannt EMA, ist zur Zeit mit ihrem aktuellen Album THE FUTURE’S VOID auf Tour. Bei ihren Deutschlandterminen stand sie jmc Rede und Antwort und sprach mit uns über Musik aus Deutschland, Klamotten und Entstehungsprozesse.
jmc: Hallo Erika, Du bist zur Zeit in Deutschland unterwegs. Wie gefallen Dir die Städte? Was konntest Du sehen?
EMA: Wir haben ein paar Tage in Berlin verbracht, als wir angekommen sind. Ich habe es geschafft, zum DDR- Museum zu fahren. Das war ziemlich interessant. Es gab dort Klamotten im Schrank von Ostdeutschland. Die Hälfte der Kleidung sah so aus wie Klamotten, die ich trage. Ich denke, ich habe ein bisschen von einem Ost-Deutschland-Style.
jmc: Gibt es deutsche Bands oder Künstler, die Du schätzt oder Dich eventuell inspirieren?
EMA: Was deutsche Musik anbelangt, bräuchte ich Jemanden, der mir eine Best-of CD mixt. Ich weiss zum Beispiel nie, welches CAN Album ich mir als erstes anhören soll 🙂 Mein letztes Album hat Herta Müller inspiriert. Eine Autorin, die in Berlin lebt und den Nobelpreis gewann. Ihr Prosa-Poesie-Buch „Nadirs“ ist wunderschön.
jmc: Wie gehst Du beim Schreiben von Songs vor? Schreibst Du meist erst den Text oder die Musik?
EMA: Ich schreibe Lieder auf ganz unterschiedliche Weise. Am besten ist es, wenn alles auf einmal rausgeschrieben wird. Ich mag es, Improvisation für das Schreiben zu nutzen. Am einfachsten finde ich es etwas zu schreiben, wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann, zum Beispiel wenn ich Spazieren gehe oder einen Mittagsschlaf halte.
jmc: Wendest Du bestimmte Techniken an? Hast Du immer ein Gerät dabei, für spontane Aufnahmen zum Beispiel?
EMA: Ich singe definitiv viele kleine Melodien ins Handy ein. Ich mag es, mit meinen Texten Grenzen zu erweitern und unkonventionelle Wörter zu benutzen. Deswegen ist es immer am besten, das zu nehmen, was direkt in meinen Kopf kommt und es nicht zu viel zu verändern.
jmc: Gibt es bestimmte Rituale?
EMA: Was Rituale angeht, mag ich es einfach ein Mikro anzuschalten und zu improvisieren. Meistens ist es Mist, aber manchmal kommt eine brilliante Melodie oder eine gute Textzeile dabei heraus.
jmc: Du wirst häufig mit Cat Power oder PJ Harvey verglichen. Schätzt Du die beiden?
EMA: Als Teenager habe ich definitiv Cat Power und PJ Harvey gehört. Sie sind beide toll. Ich denke meine Musik hat etwas von intellektueller/konzeptueller/moderner Kunst, das man im Pop nicht oft hört. Ich versuche auch Texte zu schreiben, die vorher noch nie benutzt wurden, dabei beeinflusst mich Lou Reed. Definitv aber Cat Power und PJ Harvey.
jmc: Dein aktuelles Album THE FUTURE’S VOID ist hier erst seit Anfang April erhältlich. Hast Du einen Lieblingstrack auf der CD, einen Song, der Dir besonders wichtig ist?
EMA: The Future´s Void ist ein sehr facettenreiches Album. Wenn man nur ein oder zwei Lieder hört, weiss man nicht wieviele unterschiedliche Styles und Ideen wirklich drauf sind. Mein Lieblingslied darauf verändert sicht ständig. Aber wenn Leute von den Geräuschen und komplexen Themen leicht abgeschreckt sind dann würde ich „When she comes“ empfehlen. Es ist ein beruhigendes und schönes Lied. Sind sie abenteuerlustig, ist „Satellites“ ein guter Anfang.
jmc: Obwohl Du als Musikerin schon einige Jahre aktiv bist, bist Du in Deutschland noch nicht so bekannt. Es gibt zum Beispiel keinen deutschen Wikipedia-Eintrag von Dir. Du hast jetzt Gelegenheit Werbung für Dich Werbung zu machen. Was kann das Publikum von Deinen Gigs erwarten? Warum sollten sie kommen?
EMA: Leute, die interessiert an EMA sind sollten wissen, dass es kluge Musik von einer starken Frau ist, die kein Popstar sein möchte. Die Band, die ich jetzt habe spielt viel tighter als die, die mich das letzte Mal in Berlin begleitet hat. Ich denke, dass wir besser als jemals zuvor klingen.
Interview: Jan Rombout
Foto: Alessandro Simonetti
Wir bedanken uns bei Ingrid Huhn von CitySlang sowie bei Sadja Tietig für ihre Unterstützung.