Musikalisch löst sich Sharon Van Etten auf ihrem vierten Album ARE WE THERE aus dem gitarrenlastigen Indiepop – und Folk-Kontext.
Stattdessen schafft sie ein orchestral anmutendes Pop-Album, welches bestimmt wird durch Klavier- und Orgelarrangements, über die sich Van Ettens beschwörende Stimme legt. Dabei wirkt sie selbstbewusster und abgeklärter als noch auf dem Vorgängeralbum TRAMP, wobei sie den Hörer nach wie vor schonungslos mit den Reflexionen über das eigene Leben konfrontiert. Das musikalische Korsett mag sich geändert haben, wärmer und reifer geworden sein, allerdings bildet es nur einen veränderten Rahmen für die gleichen Themen, die Van Etten seit ihrer ersten Platte bewegen. Besungen werden Beziehungen zwischen Menschen und die dabei entstehenden Auf und Abs, alles mit einem unverhohlenen Blick auf Van Ettens eigenes Intimleben. Betörend und anstrengend wirkt dies auf den Hörer, lässt doch die neu gewonnene Abgeklärtheit offen, ob die Sängerin sich zu einem Neuanfang aufraffen kann oder eher in der Erinnerung gefangen bleibt. Bei der Zusammenstellung der weitgehend selbstproduzierten Songs beweist sie glücklicherweise ein Gespür dafür, die getragene Stimmung an den richtigen Stellen durch Brüche aufzulockern. Dies gelingt ihr durch die versetzten Gitarren in „Taking Chances“ oder dem mit Bläsern ergänzten sommerschwüle „Tarifa“ vortrefflich.
Einen ähnlichen musikalischen Schritt vom spröden Gitarrensound hin zu warmen Klangbett haben Künstlerinnen wie PJ Harvey und Cat Power bereits zuvor unternommen und konnten sich so eine breiteren Hörerschaft erschließen. Das Gleiche dürfte Sharon Van Etten mit ARE WE THERE auch gelingen.
Ohr D’Oeuvre: Taking Chances/ Tarifa/ You know me well
VÖ: 23.05.2014; Jagjaguwar / Cargo Records
Tracklist:
01. Afraid of Nothing
02. Taking Chances
03. Your Love Is Killing Me
04. Our Love
05. Tarifa
06. I Love You But I’m Lost
07. You Know Me Well
08. Break Me
09. Nothing Will Change
10. I Know
11. Every Time the Sun Comes Up
Gesamteindruck: 7/10
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