Der Festivalauftakt steckt in den Startlöchern, bereits in knapp zwei Wochen ist die Durststrecke von einem Jahr Wartezeit beendet. Die eingeschworene Festivalgemeinde blickt gebannt auf die nächste Ausgabe vom Appletree Garden Festival. Ungebremst ist abermals der Ticketvorverkauf, die Tickets waren flott vergriffen. Zu Zeiten des Bangens vieler Festivalbetreiber, die das Risiko eingehen, auf ihren Karten sitzen zu bleiben, ist ein frühzeitiges „Ausverkauft“ ein gutes Zeichen. Das kleine Festival in Diepholz hat Kultstatus erlangt.
Die Veranstaltung ist überdies für viele Überraschungen gut und man bekommt für seine 42 Euro (sofern man die Frühbucherphase nutzen konnte) viel geboten. Positiv ist auch, dass eine wesentliche Änderung seit dem letzten Jahr stattgefunden hat. Der Brauch, das Festival an zwei aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden zu lassen, hat weichen müssen. Den Festivalbesuchern wird nun mehr geboten. Was im letzten Jahr als Pre-Opening-Party am Donnerstag Abend auf dem Zeltplatz mit improvisierter Bühne begann, ist nun ein fester Bestandteil des Festivals geworden. Sicherlich ist dieser Zusatz auf die zum Teil negative Resonanz auf das inoffizielle Opening aus dem Vorjahr zurückzuführen, tauchten die damaligen Acts des Abends erst nach Bekanntgabe der Running Order auf. Zu spät für diejenigen, die das Pre-Opening nicht eingeplant hatten.
Mehr als positiv fällt nun die strukturelle Umstellung und das Programm für den ersten Abend aus: Bilderbuch, Mø und Balthazar, die bereits vor zwei Jahren zu Gast waren, sowie Alle Farben eröffnen das Spektakel und dürften für reichlich Stimmung sorgen, sodass Diepholz City fortan 3 Tage Kopf steht.
Des Weiteren sind etliche Bands, welche auf zwei Bühnen das Publikum verzücken werden, in diesem Jahr elektronischer denn je und Auslöser dafür, dass mit Sicherheit eifrig getanzt wird. Die Acts, die vorab schon große Beliebtheit genießen, sind neben We Were Promised Jetpacks, FM Belfast und WhoMadeWho auch IsTropical. Das absolute Highlight: Moderat zur Hauptspielzeit. Gernot Bronsert und Sebastian Szary gehören schon seit Jahren zum festen Inventar vieler großer Festivals. Man sollte den Gig nicht als Ausdruck musikalischen Wandels sehen, er zeigt eher auf, dass die Veranstalter guten Geschmack beweisen, mit der Zeit gehen und sich und dem Stil vom Festival treu bleiben. Mannigfaltige Acts verschiedener Genre werden geboten. Als Unterstützer zur Förderung gut gemachter Musik ist es mithin nicht verwunderlich, dass auch Nachwuchskünstler wie die erst 2012 gegründete Band Highasakite als auch AnnenMayKantereit aus Köln sowie Findlay, die bisher nur eine EP veröffentlicht haben, gefördert werden. Man bietet den jungen Musikern ausreichend Platz, um am frühen Nachmittag den bis dato wieder hellwachen Appletown-Bewohnern mit sanftem und hochkarätigem Indie-Rock/Pop-Sound den Tag zu versüßen. Ebenfalls Sprösslinge, die ohne Album und ohne großes Label auskommen, sind Xul Zolar, die als Indierockband, ebenfalls aus Köln, mit ihrem authentischen Klangbeitrag hoch in den Medien gehandelt werden. Und da gibt es noch Kate Tempest, die als „Spoken-Word“-Act mit ihren sozialkritischen Phrasen die Zuhörer sicher genauso begeistern dürfte. Lucy Rose und Scarlett O’Hanna halten hingegen die Frauenquote hoch: Von allem ist etwas dabei.
Das gutbehütetste Geheimnis ist und bleibt die Frage danach, wer sich hinter dem Secret Act verbirgt, der am Samstag um 21.00 Uhr die Bühne rocken darf. Im letzten Jahr standen Crystal Fighters zum wiederholten Mal auf der Bühne. Ob es in diesem Jahr zu einem erneuten Derby kommen wird, wissen bis dato nur die Hauptverantwortlichen. Was der Veranstalter sich bis dato jedoch schon einmal hinter die Ohren schreiben darf, ist dass die durchweg positive Resonanz und die Vorfreude aller Besucher in den sozialen Medien ungehalten ist. Ein ebenfalls gutes Zeichen dafür, dass allen ein traumhaftes Wochenende mit einem wirklich ausgefallenen und tollen Publikum bevorsteht.
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Titelfoto: David Binnewies