Es muss nicht immer groß und kommerziell sein, auch die kleineren Festivals können teilweise mit größeren Namen aufwarten. Ein gutes Beispiel scheint das Sommer-Fieber in Münster zu sein, das von der medizinischen Fakultät der Uni Münster veranstaltet wird. Neben einem lokalen Act wie Clark Can’t konnten immerhin Größen wie Megaloh, Martin Jondo, Die Happy sowie Thees Uhlmann mit seiner Band an Bord geholt werden. Trotz guten Wetters gibt es auch noch Karten am Veranstaltungstag selber, welche dann auch nur mit 15 € zu Buche schlagen.
Es ist sehr heiß, als die Münsteraner Band Clark Can’t das Festival eröffnet. Leider befinden sich noch nicht viele Leute auf dem Gelände, was sehr schade ist, denn sie verpassen die rockigste Band des Tages. In der klassischen Besetzung Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang überzeugt das Quartett mit einer Mischung aus Punk / Alternative Rock und präsentiert unter anderem Songs aus ihrer EP YES WE CAN’T. Erfrischend guter Einstieg der jungen Combo in einen langen Tag mit unterschiedlichster Musik.
Megaloh hingegen ist schon ein alter Hase im Showgeschäft und rappt seit 1994 ganz nach alter Schule. Wenn auch erwachsener, aber eben nicht verbogen und nach Mainstream ausgerichtet, zeigt Megaloh auf seinem aktuellen Album ENDLICH UNENDLICH, dass man mit Tiefgang und einem exzellenten Gefühl für die deutsche Sprache rappen kann. Das kommt auch in Münster an. Als er dann noch Samples von Freundeskreis‘ „Esperanto“ und Tracks von Afrob mit reinnimmt, honoriert das die Meute: Es wird merklich voller vor der Bühne. Doch für viele Leute ist es nach wie vor zu heiß und so halten sich viele in der Nähe des Schloßes auf, das ihnen Schatten spendet. Auch Megaloh selbst äußert die Bitte, bei weiteren Auftritten doch später spielen zu dürfen.
Eine Institution des Sommer-Fiebers ist Martin Jondo. Dieser hat keine Ausgabe des Sommer-Fiebers ausgelassen und wird somit folgerichtig besonders freundlich willkommen geheißen. Zusammen mit DJ Mr. Nice Guy legt er ein Reggae-Set auf der Bühne hin, das natürlich auch Bob Marley mit einschließt. Passend zum Wetter verwandelt sich Münster in die Karibik. Doch wer glaubt, es bleibt nur leicht beschwingt, der irrt. Jondos Kollege sorgt hier und da für fette Beats und somit für Abwechslung. Es wird glücklicherweise stetig voller, so dass auch die Stimmung trotz Hitze immer weiter steigt.
Für mehr Geschichten und Anekdoten und somit eine andere Form von Entertainment ist Marta Jandova von Die Happy bekannt. Deutlich mehr spricht sie zum Publikum und hält dieses bei Laune. Die Happy sind bekannt für ihre Mischung aus Pop und Rock und haben in ihrer rund 20-jährigen Bandgeschichte mit acht Alben den einen oder anderen Hit zu verzeichnen. „Supersonic Speed“ und „Goodbye“ fehlen jedenfalls nicht in ihrem Set und egal ob es noch Pop oder schon Rock ist, Stimmung machen können sie allemal. Das Quartett bezeichnet seinen Stil selbst als Popcore und zusammen mit der Frontfrau, welche ein Energiebündel auf der Bühne ist, wissen sie zu gefallen. Streckenweise erinnert die Musik auch an die der Guano Apes (zumindest vor der Bandpause), deren Songs ja durchaus auch Anklang fanden.
Jetzt, wo die Sonne nicht mehr brennt, gehen noch mehr Leute nach vorne. Aber sicher vor allem, weil der Headliner Thees Uhlmann mit seiner Band auftritt. Als erstes fällt bei ihm auf, dass nicht wie gewohnt die Lederjacke, sondern eine Jeansjacke herhalten muss. Trotz immer noch großer Schwüle behält er diese noch lange an. Muss man Thees noch erklären? Er ist ein gern beschriebener Act bei jmc und bekannt dafür, dass er gerne redet und erzählt. Dafür hält er sich an diesem Abend eher zurück. Auffallend viele Songs seines Debüts THEES UHLMANN werden heute Abend zum Besten gegeben, wenn das Gedächtnis keinen Streich spielt, bis auf „Paris im Herbst“ jeder Track. Mit seiner Authentizität und seiner Bodenständigkeit hat er sehr leichtes Spiel, Münster für sich zu gewinnen. Er bedankt sich auch beim Personal und widmet diesem „Das Mädchen von Kasse 2“. Trotz einer technischen Panne lassen Uhlmann, Band & Fans nicht davon ab, Spaß zu haben. Zwar fällt die komplette Verstärkung für ein paar Minuten aus, doch diese nutzt er dazu, „Liebeslied“ von den Toten Hosen akustisch zu covern. Und auch an die älteren Anhänger denkt er, denn es findet mit „Schreit den Namen meiner Mutter“ ein Song aus der Tomte-Ära in seiner Show Platz.
Mit einigen Zugaben und zu guter Letzt dem Lied „Zugvögel“ beendet er das Konzert und somit auch das Festival, welches aber gegen einen geringen Aufpreis noch eine Aftershowparty am nicht weit entfernten Münsteraner Hafen bereithält.
Das Sommer-Fieber-Festival 2014 zeichnete sich durch eine äußerst bunte und doch stimmige Mischung aus, bei der von Indie, Rock, Punk, Reggae, Hip Hop sowie Pop alles vertreten war. Einzig das Wetter meinte es fast zu gut und so suchten immer wieder viele Besucher im Schatten des Schlosses Schutz von der Sonne. Bei ähnlich gut aufgestelltem Programm und gutem Wetter kommen sicher viele wieder.
Fotos: Julia Laacks
Thees Uhlmann
Die Happy
Martin Jondo
Megaloh
Clark Can’t