Nein, eine Reunion ist es nicht. Das war im Vorfeld immer wieder zu lesen.
Das legendäre Trio Blumfeld feiert das zwanzigjährige Jubiläum vom zweiten Album L’ÉTAT ET MOI und tourt aus diesem Grund einmalig durch Deutschland. Der Startschuss fällt in Köln, so dass nicht viel bekannt ist, wie Dauer, Set und Aufmachung ausfallen. Spielt die Hamburger Band alle Songs von L’ÉTAT ET MOI durch? Oder vielleicht sogar nahezu alle Stücke der Diskografie? Die Hoffnungen werden genährt, denn tatsächlich eröffnet das Trio ganz ohne einen Supprt das Konzert mit Liedern vom Geburtstagsalbum, sogar die Reihenfolge bleibt anfangs identisch. Erst einmal müssen Publikum und vor allem Sänger und Frontmann Jochen Diestelmeyer warm miteinander werden. Sichtlich gut gelaunt und fast ein bisschen gelöst wirkt das Mastermind ob des guten Starts. Es zeichnet sich schnell ab, dass der raue, gitarrenlastige Sound auf dieser Tour überwiegen soll. Wer hier wegen Balladen à la „Tausend Tränen Tief“ in die Kölner Live Music Hall gekommen ist wird herbe enttäuscht. Denn die Gruppe, die sich im Laufe der Show zu einem Quartett vergrößert, ist eher auf Rockpfaden unterwegs und klingt mitunter streckenweise fast schon punkig. Da wirkt es passend, dass Sänger Jochen Distelmeyer hin und wieder Wasser auf die Bühne spuckt. Insgesamt liefern Blumfeld einen guten und soliden Gig ab, der sich jedoch noch steigern ließe. So gibt es zwar Freude und Zustimmung auf beiden Seiten, die Stimmung kocht aber nicht wirklich. Hier fehlt das Gefühl, dass dieses Konzert etwas Einmaliges ist, das Knistern in der Luft. Handwerklich machen die Hamburger jedoch vieles richtig, der Sound kommt wuchtig und die Spielfreude ist ihnen deutlich anzumerken. Allerdings halten sie mit nur rund 90 Minuten Spieldauer das Konzert kurz und lassen Hits wie „Diktatur der Angepassten“ sowie das bereits erwähnte „Tausend Tränen Tief“ außer Acht. Dafür kommen Diestelmeyer-Solo-Songs („Einfach So“) zum Zug.
Ein klasse Konzertauftakt, der viel zu schnell vorüber war und der gern etwas länger hätte dauern können. Einfach aus nostalgischen Gründen.
Setlist:
Draußen auf Kaution
Jet Set
2 oder 3 Dinge, die ich von Dir weiß
Walkie, Talkie
Ich – wie es wirklich war
Eine eigene Geschichte
Pickelface ist back in town
Aus den Kriegstagebüchern
Sing Sing
Anderes Ich
Evergreen
Ein Lied von zwei Menschen
Zeittotschläger
Penismonolog
Superstarfighter
Ghettowelt
Von der Unmöglichkeit „Nein“ zu sagen, ohne sich umzubringen
Einfach So
Kommst Du mit in den Alltag
Verstärker / Electric guitars / Everytime we say goodbye
Fotos: Wolfgang Heisel