Wenn man kein Mädchen ist, spricht einiges gegen The Kooks. Da hilft es auch nicht, wenn die Plattenfirma im Info betont, dass auf dem vierten Album alles neu und überraschend ist und in einem Atemzug erwähnt, dass Produzent Inflo ein „junger Hip-Hop-Pionier“ ist. Nach dem Flop JUNK OF THE HEART, den man schnell auf dem 10-Euro-Stapel im Elektrofachmarkt fand, riecht das nämlich ein bisschen nach Verzweiflung.
Nach den ersten beiden Alben schien der erfrischende Reiz der Indierocker weg zu sein, und besonders die Frage, ob die Jungs jetzt „erwachsen“ geworden wären, machte ihr drittes Album nicht besser. Und nun soll es ein 25 Jahre alter Hip-Hopper richten, den Sänger Luke Pritchard angeblich auf Soundcloud „gefunden“ hat?
Als die Vorabsingle „Down“ erstmals im Radio lief, war die Band besonders dank der Stimme des nach wie vor herausragenden Sängers sofort als The Kooks identifizierbar, aber dass hier stilistisch ein neues Fass aufgemacht wurde, konnte man ebenfalls nicht überhören. Tatsächlich sind die Neuerungen aber in erster Linie produktionstechnischer Natur, denn Pritchard hat zusammen mit dem von ihm als „a young Quincy Jones“ gepriesenen Inflo nicht die ganze Band neu erfunden, sondern den bisherigen Sound einfach nur auf neue Füße gestellt. So gibt es jetzt öfter mal Drumloops und andere elektronische Spielereien, die Songs klingen aber (mit Ausnahme des grausigen „Are We Electric“, dessen Titel mit einem klaren „Bitte nicht!“ beantwortet werden sollte) immer noch nach The Kooks.
Wer vom letzten Album der Band aus Brighton enttäuscht war, sollte trotz der Neuerungen mit LISTEN eigentlich sehr schnell warm werden. Dass sie nach dem letzten Ausrutscher keinen Erfolg versprechenden Schritt zurück in alte Zeiten, sondern definitiv einen nach vorne gemacht haben, spricht auf jeden Fall für The Kooks – und das eventuell sogar, wenn man kein Mädchen ist.
Ohr d’Oeuvre: Westside / Down / Sunrise
VÖ: 05.09.2014; Universal
Tracklist:
01. Around Town
02. Forgive & Forget
03. Westside
04. See Me Now
05. It Was London
06. Bad Habit
07. Down
08. Dreams
09. Are We Electric
10. Sunrise
11. Sweet Emotion
Gesamteindruck: 7/10