Nun steht man also vor der unermüdlichen Aufgabe, über ein Festival mit knapp über 130 Acts (Poetry-Interpreten sind inbegriffen) zu berichten. Kein leichtes Unterfangen. Vielmehr kommt es doch darauf an, die öffentliche Stimme der gut substituierten Musikgemeinde einzufangen und möglichst detailgetreu wiederzugeben..
Es ist Mitte August. Wie wir alle wissen, ist es ein unschöner August, der auf dem diesjährigen Dockville Festival leider nur mit Regen in Erscheinung tritt. Es ist zwar keine Schlagregenbelastung, dafür geht aber ein enormer Wärmeverlust einher. Oder so wie es Alligatoah am Sonntag bei „Es regnet kaum“ zu sagen pflegt: “Der Regen gießt Blumen, aber ist der Feind aller Frisuren!“
Entgegen der Erwartung ist die Laune der Besucher nicht auf dem Tiefstand angelangt. Diejenigen, die sich zahlreich vor der Mainstage einfinden, trotzen der Schlechtwetterlage und feiern regelrecht die Acts.
Der offizielle Startschuss fällt am Freitag um 15:30 Uhr mit Neufundland, die auf der drittgrößten Bühne (Maschinenraum) eine gewohnt solide Leistung darbieten. Sie sind, wie auch Xul Zolar, die am Samstagnachmittag auf der Bühne stehen, eine noch junge Formation aus NRW, die mit guten Texten und viel Wiedererkennungswert daherkommt. Lowlakes aus Melbourne können sich ebenfalls sehen lassen. Mit ihrem fulminanten Mix aus Ambient mit synthetischen Drumbeats und Loops, sowie Indie, Pop und Alternative-Stücken ebnen sie den Weg für die weitere, ausgefeilte Klangvielfalt, die einem bis spät in die Nacht offenbart wird. Bereits gegen 18.30 Uhr stehen Mighty Oaks auf der Bühne. Dass sie keine Unbekannten mehr sind, beweist allein die Tatsache, dass sich vor der Bühne zahlreiche Besucher eingefunden haben. Es ist ohnehin nun wesentlich voller auf dem Gelände geworden, da sich vermutlich zahlreiche Anwohner nach Feierabend zum Festivalgelände aufgemacht haben. St. Lucia und Say Yes Dog übernehmen danach das Ruder. Die Kritik der Besucher fällt im Nachhinein in Foren durchaus positiv aus. An dieser Stelle sei gesagt, dass die deutsch-luxemburgische Vereinigung nicht ganz das hergibt, was man im Rahmen ihrer Club Tour und live von Ihnen gewohnt ist. Die Jungs wirken ausgebrannt,es fehlt an Elan und Tempo. Mangelnde Leidenschaft zur Musik kann man ihnen hingegen nicht vorwerfen.Hercules and Love Affair sind diejenigen, die entgegen jeder Erwartung beim letzten Sonnenschein des Tages Vollgas geben. Die Musik der verrückten Party People aus New York wird nicht ohne Grund als „sensationeller Bastard aus Chicago House, Postpunk und sehr viel Disco“ beschrieben. Transgender-Tanzgewitter mit Arschgewackel im Stil der 70er Disco-Tanzbewegung. Es ist einfach herrlich anzuschauen.
Der Abend nimmt seinen Lauf. Der toughe Routenplan, von Bühne zu Bühne zu umher zu wandern, hält dann inne, wenn man sich für einen Moment treiben lassen kann. So geschehen bei Ry X, der um 20:30 Uhr versucht, das Publikum für sich zu gewinnen. „Howling“ darf selbstverständlich nicht fehlen. Es ist mehr als nur ein Aufheulen, sondern eher ein Ausruf von Begeisterung der einem widerfährt, sobald man den feinfühligen Phrasen des Australiers Ry Cuming folgt. Pünktlich um 21:00 Uhr spielt Birdy auf der Hauptbühne (Großschot). Das junge Multitalent sitzt am schwarzen Klavier und tut das, was sie mit ihrer einnehmenden Stimme am besten kann: Begeistern. „Skinny Love“ ist nur einer dieser Songs, die einem noch im Nachhinein hängen geblieben sein dürfte.Das völlige Kontrastprogramm bietet Jake Bugg, der um 22:30 Uhr im Nachgang in gewohnter Manier die Bühne rockt. Das Publikum stapelt sich zu diesem Zeitpunkt vor der Bühne und ringsherum bis hoch zu den seitlichen Dämmen. Und alle machen mit.Das dürfte auch das Motto vom folgenden Act sein, der gleich mal seinen gesamten Bekanntenkreis auf die Bühne geholt hat. So manch einer weiß von Alle Farben sicher nur, dass er mit „She Moves“ einen Hit für die breite Masse veröffentlich hat. An dieser Stelle verwundert es einen nicht, dass ein Massenstrom zur Vorschot, der zweitgrößten Bühne des Geländes, geströmt ist. Und was man dort vorfindet, ist eher enttäuschend. Es werden im ständigen Wechsel Gastsänger auf die Bühne geholt, die weder überragend singen, noch zur allgemeinen Aufheiterung beitragen.Parallel dazu spielt SOHN. Der in Wien wohnhafte Newcomer ist derzeit einer der aufregendsten Namen in der Musikszene und das Highlight des Abends. Bis kurz vor Mitternacht fängt sich dieser mit seinen gefühlvollen und sehr akzentuierten Klängen nur Lob ein. Die Darbietung auf der Bühne, die mit einer minimalen Lichtshow auskommt, kann sich sehen lassen.
Einige Festivalimpressionen von Tag 1:
Die Stunde Null hat geschlagen. Es ist der Zeitpunkt, bei dem die Dj-Acts des Tages erst richtig loslegen. Oliver Schories, Kollektiv Turmstraße, die auch schon in den vergangenen Jahren als Act auf der Bühne standen, wie auch Flic Flac, die um 3:30 Uhr das Programm auf der Maschinenraum Stage beenden. Selbstverständlich stehen am Abend auch weitere Künstler auf andersartigen Bühnen, die mit seemännischen Fachwörtern versehen sind, hinter ihren Dj-Mischpulten. Neben Lapalux, Tinush (Live), Cashmere Cat und WEOSM stehen noch Beykin auf der Bühne. Allesamt sind teilweise Lokalpatrioten, genrefern und dennoch der Club- & Kulturszene über Hamburg hinaus vertraut. Das Publikum des Dockville Festivals scheint ohnehin ein feines Gespür zu haben. Zahlreiche Djs sind bekannt, man ist HipHop gegenüber positiv aufgestellt und man bringt ein Kunstverständnis mit. Ob man all das auf die zahlreichen, zum Teil minderjährigen Besucher auf dem Campinggelände übertragen kann, soll an dieser Stelle nicht thematisiert werden. Die wichtigste Komponente um das Publikum zu fesseln ist und bleibt jedoch die musikalische Besetzung und die war für den ersten Abend bereits besonders gut aufgestellt.
Tag 2: Es ist 13:00 Uhr. Wenn der Himmel weint, flennen die Besucher umso mehr. Es haben sich sehr wenige auf dem Festivalgelände gegen Mittag eingefunden. Diese Tatsache kann jedoch verschiedene Hintergründe haben.
Das MS Dockville Festival liegt zwar nicht im Kern der Hansestadt, dennoch ist der Weg dorthin nicht weit enfernt. Viele Besucher kehren während des gesamten Wochenendes zu der Uhrzeit ein, wann es ihnen genügt. Andere wiederum haben um 13:00 Uhr noch nicht ausgeschlafen oder wollen nur nicht den Endlosphrasen des Poetry-Urgesteins folgen, der namentlich mit Andy Strauss begrüßt wird. Eines sei gesagt: Poetry Künstler auf die Bühne zu holen und eine etwas größere Vor- und Endrunde stattfinden zu lassen, ist zum einen mutig und zweitens hebt sich das Festival dadurch stark von anderen ab.
Nur wenig später stehen Pale Honey und Sophia Kennedy auf dem Programm, die mit viel Feingefühl für sentimentale Klänge daherkommen. Hip Hop ist neben Gitarrenmusik die andere Komponente auf dem Festival. Megaloh und Retrogott & Hulk Hodn stehen Samstagnachmittag auf der Bühne. Das Publikum nimmt auch diese Acts mit großer Begeisterung auf. Immerhin haben sich viele vor den Bühnen eingefunden, um u.a. dem Ehrlich-Rap, wie es die Kölner Rap-Formation von sich behauptet, zu lauschen. Ebenso wenig kommerziell als auch konventionell kommen I Heart Sharks um 18:30 Uhr auf der Großschot daher. Die deutsch-britische Band aus Berlin fällt nicht sonderlich auf, bringt dafür aber eine ganz eigene Indieronica-Fangemeinde mit. Ihr SUMMER Album kommt bei witterungsbedingter Kälte leider nicht ganz so gut zur Geltung. Die Band mit dem wohl interessantesten Bandnamen ist Feine Sahne Fischfilet. Welche spitzfindige Idee, sich nach einem regionalen Gericht aus der Heimat zu benennen. Songtitel, wie „Komplett im Arsch“, „Stumpfe Parolen“ und „Antifascist Action“ zeigen eine ganz klare Botschaft. „Das, was wir machen, ist keine Kunst! (…) Das, was wir machen, soll eine Art Werkzeug sein, um unserer Wut gegenüber Rassisten, Sexisten, Homophobie und Staat eine Stimme zu geben!“.
Die Darbietung bietet ein völliges Kontrastprogramm zu alledem, was noch auf dem Line-Up gesetzt ist.Nämlich Warpaint, Kakkmaddafakka und die Antwoord. Sie sind die Acts, die auf der Großschot bis 0:00 Uhr folgen. Parallel dazu spielen noch Milky Chance, die wie Kakkmaddafakka auch im letzten Jahr auf der Running Order zu finden waren. Letztere standen jedoch nicht auf der Bühne, da ein Krankheitsfall eines Bandmitglieds für eine kurzfristige Absage sorgte. Die Enttäuschung war groß. Man versprach ihnen, dass sie im diesjährigen Programm als Hauptact in das Programm übernommen werden. Was man verspricht, muss auch eingehalten werden. Die jungen Wilden bedanken sich nicht nur bei den Veranstaltern, sondern auch beim Publikum, indem sie Vollgas geben. Mit männlicher Tanztruppe im Gepäck, die nicht sonderlich filigran über die Bühne hüpft, wird gespielt was ihre Alben hergeben. Besonders ihre Erstlingswerke wie „Restless“ und „Your Girl“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Nachdem im Abspann der Song „Simply The Best“ ertönt, der scheinbar als Hommage gedacht ist, geben sich auch die Kakkis endlich geschlagen. Gezeichnet von einer Stunde exzessiver Bühnendarbietung verlassen sie die Bühne.
Einige Eindrücke vom Samstag:
Hundreds, Shlohmo und Dominik Eulberg bestimmen mit Good-Vibes das Spätabendprogramm bis in die frühen Morgenstunden. Man durchläuft dabei psychedelische Klänge, driftet ab zu reinen Instrumentals, die einem melancholische Klangwelten eröffnen und endet bei Minimal-Techno mit Rave-Charakter, der zum Tanzen einlädt. Eulberg bezieht Haltung, in dem er zu keinem Zeitpunkt bei drei Stunden Spielzeit sein Dj-Mischpult unbeobachtet lässt. Weiterhin als DJ in der Klüse, im Butterland und im Nest vertreten sind Habitat, Siriusmo (Live), Möwe, RSS Disco und Egokind (Live). Eines dürfte einem direkt aufgefallen sein: Abermals stehen Künstler aus der Hansestadt auf dem Programm und zweitens haben es sich viele DJs nicht nehmen lassen, live ihre Künste und Klangwelten zum Besten zu geben. Daumen hoch. Es ist mitlerweile Sonntag geworden
Tag 3: Am letzten Tag steht neben dem Act Klubs auch das Poetry-Slam Finale auf dem Programm. In den Vorjahren hockte man sich nach gewohnter Slam-Manier auf dem Boden, während man in diesem Jahr im Stehen das Geschehen beobachten musste. Eine graue Regenwand ist im Vormarsch und der Boden mittlerweile etwas aufgeweicht.
Weich werden an diesem Tag sicher auch die Damen, denn es hat sich Männerbesuch angekündigt. Die Mädels stehen erste Reihe und abermals fällt auf, dass unglaublich viele, junge Besucher in Scharen vom Campgelände herüberstapfen. Es wird als nicht sonderlich belästigend empfunden, wäre da nicht die Tatsache, dass aufgrund der Schlechtwetterlage, der man scheinbar mit Alkoholkonsum trotzen will, etwas pöbeliger als sonst zugeht. Viel interessanter dürfte es jedoch sein, wer sich hinter den sagenumwobenen Acts verbirgt. Olson, Nils Frahm, Chet Faker, Ólafur Arnalds und Samy Deluxe sind die starken Männer und Highlight des Tages. Allesamt könnten unterschiedlicher nicht sein. Abermals haben die Verantwortlichen vom Dockville Booking Mut bewiesen, Acts, die eigentlich eher im heimischen, Stillen bevorzugt gehört werden, auch auf die Bühnen zu holen. Demgegenüber steht das Kontrastprogramm, welches etwa ein Alligatoah auf der Bühne bietet. Der Reihe nach.
Olson ist ein Multitalent. Er ist Rapper, Sänger und Unterhaltungskünstler, der es versteht das Publikum auf seine Seite zu holen und mit seiner gesamten Performance zu punkten. Es ist kein leichtes Unterfangen, die wenigen Anwesenden bei Regen davon zu überzeugen, vollkommen auszurasten. Es ist leider der falsche Zeitpunkt. Ein etwas besserer Moment ist um 16:30 Uhr, als sich das kühle Nass erschöpft hat und zu Tröpfchen übergegangen ist.
Wolf Alice, eine turbulente, bunt gemischte Formation aus England steht auf dem Programm. Der Ausdruck „bunt“ fällt an dieser Stelle nur deshalb, da die Band nicht das optische Bild einer Rockband abgibt. Vielmehr machen die vier ihrem Namen alle Ehre. Sängerin Ellie Rowsell kommt im Schulmädchen-Look daher und wirkt unabhängig davon wie ein scheues Reh. Daneben stehen ihre Wölfe, die so aussehen, als wären sie bereits lange dem Rock’n Roll verfallen. Ungewohnte Stille kommt auf, als die Cover-Version von „Wicked Game“ von Him ertönt. Das Stück kommt beim Publikum gut an und Alice alias Ellie bedankt sich mehrfach für den Applaus.
Dankbar erweisen können sich auch OK KID, die mit der Showeinlage der Kindertanzgruppe des Lüttville-Kunst-Vereins schon einmal den Preis für den Niedlichkeitsfaktor gewonnen haben. Besonders entzückt dürften die Wahlkölner auch von den zahlreichen OK-Kid Caps und Shirts der Besucher gewesen sein. Es fiel schon während des gesamten Wochenendes auf, dass sich der ein oder andere Fanartikel auf dem Gelände eingefunden hat. Es verwundert somit nicht, dass nun all diese auch den Auftritt von Raffael Kühle, Moritz Rech und Jonas Schubert verfolgen wollen. Aus 50 Minuten Spielzeit wird schnell eine Stunde, da zum ersten Mal der Jubel und die „Zugabe“-Gesänge aus der Menge berücksichtigt werden. Es gibt wohl kein besseres Kompliment für eine Band als tobender Beifall und Zurufe.
All die Jubelsänge halten im weiteren Verlauf bei Alligatoah alias Kaliba 69, DJ Deagle, Terrorgruppe-Mitglied an. Er ist Entertainer, Schauspieler, Regisseur, DJ und Rapper in einem. Mit „Willst du“ gelang ihm der Durchbruch. Um sich scheinbar die passende Anerkennung zu verschaffen und um sich passend in Szene zu setzen, findet man erstmals ein Bühnenbild auf der Hauptbühne vor, das eines Königs würdig ist. Die mit einem rotem Teppich ausgelegten Treppen, die hinauf zu den Selbstporträts des Wahlberliners führen und einer überdimensionalen Umkleidekamine für die zahlreichen Kostümierungen, schreien nur so nach Provokation. Ohnehin sind seine Texte dahingehend ausgelegt. Sein Butler, der ihn während seiner gesamten Showeinlagen bedient, ihn mit Suppe füttert und auf einem Wägelchen herumkutschiert, ist die Kirsche oben drauf.
Ein völliges Kontrastprogramm zu Alligatoah und OK Kid, die deutschsprachige Alltagsgeschichten in schnörkellose Pop-Musik verpacken, sind Wild Beasts aus UK, die mit griffigem Indie-Rock und mit der besonderen Stimme des Sängers Hayden auskommen. Die vier selbst sind keine Newcomer mehr und es ist mit Abstand nicht das erste Festival dieser Saison. Jedoch wirken die Briten abwesend und sind von ihrer Haltung dem Publikum gegenüber sehr reserviert. Es will bei Prasselregen auch nicht wirklich Stimmung aufkommen, sodass weder getanzt noch großartig applaudiert wird. Nils Frahm, der direkt im Anschluss und vor Ólafur Arnalds spielt, ist nicht nur musikalischer Vorbote. Er hypnotisiert das Publikum und sorgt mit seiner klassischen Klavierkunst dafür, dass alle vollkommen bewegungslos dastehen, als würden sie die Klänge förmlich aufsaugen. Ohnehin hört man in der Presse ständig, dass der Hamburger Genius unglaublich intime Stimmungen erschafft. Er vereint in seiner Musik zeitgenössische Einflüsse mit leidenschaftlicher Klavier-Virtuosität. Frahm bindet das Publikum mit ein und empfiehlt mehrfach, sich im Anschluss noch die Zeit für Ólafur zu nehmen. Sympathisch wie eh und je verlässt der Virtuose mit einer kleinen Verbeugung die Bühne.
Eindrücke von Tag 3:
Es ist jener Zeitpunkt, als Chet Faker – umringt von Massen, die alle nur einen Blick auf ihn erhaschen wollen, und resigniert kehrt machen müssen, da der Bereich vor der Stage keinen Platz mehr liefert – und der Moment, als Samy Deluxe parallel zu Mr. Arnalds die Bühne betreten. Letzterer ist ein Multiinstrumentalist sondergleichen. Wer seine Musik bis dato noch nicht kannte, staunt nicht schlecht über die sphärischen Klangweiten, in die der Isländer seine Musik verhüllt. Ebenso narkotisierend wie hypnotisierend wie der Sound von Nils Frahm, die auch beide schon zusammen gearbeitet haben. Ohnehin ist Arnalds anderen Künstlern, wie auch experimentellen Sound-Einflüssen gleichermaßen offen gegenüber. In eine Schublade lässt sich der Künstler indes nicht stecken.
Samy Deluxe eilt auch nicht der Titel eines Schubladen-Denkers voraus. Vielmehr ist er so facettenreich aufgestellt, als dass in seiner vorletzten Platte den Rap-Part in den Hintergrund gerückt ist und man sich mit Sprech-und reinen Gesangsparts neu positioniert hatte. Ein Element, das unverzichtbar für ihn ist, ist und bleibt die Liebe zur Stadt Hamburg. Er als Lokalpatriot hält die Fahne hoch und heizt samt Live-Band und Co-Rapper das Publikum mit seinem gesammelten Repertoire von knapp 17 Jahren Showbusiness mächtig ein. Selbstverständlich werden auch Songs von Dynamite Deluxe gespielt. Es ist keine Kunst, das Publikum zum Mitsingen zu motivieren, denn die Textsicherheit bringen seine Fans mit.
Apropos Kunst. Es folgt noch ein wichtiger Nachtrag an dieser Stelle. Die Kunst, insbesondere die zahlreichen Installationen auf dem Gelände, dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Wohin das Auge reicht, begegnen einem Holzbauten, die ein Innenleben im Kolonialstil aufweisen, bis hin zu Gestelle aus Rädern, die in unterschiedliche Farben angestrahlt werden. Wohin das Auge nur reicht wird einem so ein besonderer Mix künstlerischen Schaffens gezeigt. Die subjektive Wahrnehmung auf diese Bauten dürfen unterschiedlich ausgefallen sein. Für einige reicht schon das Bewusstsein aus, sich auf einem Festivalgelände zu bewegen, das sich nicht nur stilistisch von anderen unterscheidet, sondern auch unterschiedliche Geschmäcker berücksichtigt. Wo sonst bekommt man ein derart vielfältiges Line-Up serviert? Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Appetit holen darf man sich bereits Anfang Oktober. Dann startet der Vorverkauft für die Frühbuchertickets für das nächste Jahr.