Nur wenige Musiker haben sich in den letzten Jahren so verdient um die Überwindung der Gegensätze zwischen kühlen Elektrobeats und organischen Songwriting gemacht wie Daniel Snaith aka Caribou.
Mit seinem 2010er Album SWIM löste er wahre Euphoriestürme aus und grub sich tief in die musikalische DNA aller Spex – und INTRO-Leser ein. Ziemlich jeder Musikinteressierte erkennt sofort die Hi-Hat aus „Odessa“ oder die Streicher aus „Jamelia“. Snaith verschwindet dabei als Person fast vollkommen hinter seiner Musik, was Caribou zusätzlich eine geheimnisvolle Note gab. Man konnte fast vergessen, dass es sich nicht um das Werk einer über Jahre gewachsenen Band handelte, sondern um die Ideen eines außergewöhnlichen Soundtüftlers. Würde er also mit OUR LOVE den eingeschlagenen Weg fortsetzen und ein weiteres, von allen geliebtes Konsensalbum nachlegen? Ja und Nein! Der Fokus hat sich wieder ganz klar auf die Tanzfläche und den Sound weg vom geschlossenen Songkonzept verschoben. Die Platte ist ein kühl produziertes Werk geworden, welches sich aus verschiedensten Schubladen wie House, Elektro und R’n‘B die besten Zutaten herausfischt. Die meisten Songs sind vielschichtige Soundlandschaften, deren Facetten sich erst langsam erschließen und an die verschachtelten, stark elektronisch gefärbten Werke von Björk erinnern. Die Songs gehen dabei meist nahtlos ineinander über, was OUR LOVE im Grunde fast schon zu einem DJ-Set denn zu einem Popalbum macht. Caribou holt das Auditorium weg von der Konzertbühne und bringt es zurück auf die Tanzfläche. Trotzdem ist das Ganze kein unbedingter Bruch, da die Songs im Kern eine ähnlich unaufgeregte Ruhe ausstrahlen wie auf dem Vorgängeralbum. Snaiths Soundlandschaften entfalten im Inneren eine geradezu hypnotische Ruhe, die den Hörer mit einer Taucherglocke überstülpt und ihn seine Umgebung völlig vergessen lassen.
Es ist die perfekte Platte zum Runterkommen, ähnlich wie es SWIM schon war. Lässt man sich nicht vom ersten Eindruck enttäuschen, beschenkt Caribou den Hörer mit einem großartigen Gesamtkunstwerk.
Ohr d’Oeuvre: Mars/ All I ever need/ Can´t do without it
VÖ: 03.10.2014 – City Slang
Tracklist:
01. Can´t do without it
02. Silver
03. All I ever need
04. Our love
05. Dive
06. Second chance
07. Julia Brightly
08. Mars
09. Back home
10. Your love will set you free
Gesamteindruck: 8/10