Am Tag der deutschen Einheit beenden die australischen Trash-Popper DZ Deathrays ihre fast zweijährige Bühnen-Abstinenz und starten im Kölner Blue Shell mit einem grandiosen Auftakt ihre Reise durch die Republik. Für ihr Vorprogramm in drei von vier Städten – neben Köln werden auch noch Hamburg, Berlin sowie München bespielt – wählte das Duo die bühnenerprobten Psychrocker Dead Man’s Eyes aus Köln.
Letztere begeistern durch ihren Wüstenrock, der zwischen den Polen „hallige Soundschleifen“ und „68er-Rock“ ständig wechselt. Die Anzeichen einer zurückliegenden langen Nacht sind bei Sänger Peter Engel hierbei nicht zu erkennen. Dafür bringt die Band ihre Stücke professionell in einer knappen Dreiviertelstunde an die anwesenden 30 Menschen. Da das Blue Shell neuerdings die eigene Türpolitik geändert hat und man durch das Verlassen des Vorplatzes automatisch auch den erneuten Eintritt verliert, bleibt die Menge konstant gleich groß beziehungsweise klein. Schade für beide Bands. Ob der Club sich mit diesem Vorgehen gegen vermeintliche Büdchengänger einen Gefallen tut bleibt abzuwarten.
Davon unberührt lassen es kurz danach die beiden Beavis&Butthead-Lookalikes erst zu zweit und später zu dritt krachen. Bereits ab dem ersten Song der Deathrays wirkt das Blue Shell ungewöhnlich leer. Aber das auch nur, weil alle Anwesenden direkt bis zum Bühnenrand drücken und lostanzen. Bei der Live-Umsetzung fällt auf, dass das Polierte der Alben einer rohen Version weicht, die umso packender wirkt, auch wenn dies leider manchmal zu Lasten der doch sehr guten Melodien geht. Ab der zweiten Hälfte des Sets liegt der Fokus auf den Songs des neuen Albums BLACK RAT, die zudem auch zu dritt gespielt werden. Allerdings mit einer zweiten Gitarre statt einem Bass. Muss man sich auch erstmal trauen. Nun kommen auch die wunderbaren Melodien zurück und das Publikum feiert mit Pommesgabel, Feuerzeug und Handyvideos, bis nach einer guten Stunde alle zufrieden sind.
Was für ein Auftakt für die nächsten Tourstopps. Hoffen wir, dass der Kater am nächsten Morgen nicht zu groß ist.
Fotos: Mariam Braun