Als Kopf von Kings of Convenience und The Whitest Boy Alive (RIP!) gehörte Erlend Øye im letzten Jahrzehnt zu den einflussreichsten Musikern der Indieszene. Zum Einen begründete er durch seine „Quiet is the new Loud“-Einstellung eine Art neue Innerlichkeit in der Indiepop-Welt, die bis heute nachhallt.
Zum Anderen strahlt seine Musik wie keine andere eine lässige Zurückhaltung aus, nach der bis heute eine Menge Bands streben und sehr oft dabei scheitern. Dass er ein Künstler ist, der sich keine musikalischen Grenzen setzt, beweist sein zweites Solowerk LEGAO eindrucksvoll. Musste man nach der letztjährigen Veröffentlichung des 70er-Jahre-Discostücks „La Prima Estate“ befürchten, der Wahlsizilianer gebe sich neuerdings ganz dem italienischen Schlager hin, stellt er auf LEGAO alle Erwartungen auf den Kopf und wendet sich dem Reggae zu. Aufgenommen wurde das Album im letzten Jahr mit der isländischen Band Hjálmar. Herausgekommen sind zehn wunderschön-entspannte Pop-Perlen zwischen Reggae, Folk, Bossa Nova und Disco, die bei allen verwendeten Zutaten nur sehr entfernt an die kleine Insel im Nordatlantik erinnern. Trotzdem bestechen sie durch eine Wärme und Lässigkeit, als hätten sich Øye und seine Mitmusiker im letzten Jahr nicht aus der Hängematte bewegt. Unter den Songs eröffnet sich eine für ihn typisch melancholische Ebene, geprägt durch den Gesang Øyes und den eher nachdenklichen Texten, die von Trennung, Erschöpfung und der Verlorenheit zwischen den Orten handeln.
Aus diesem Gegensatz von zurückgelehnten Reggae-Riddims und traurig schönen Gesangsmelodien zieht LEGAO seine Spannung und Øye wird einmal mehr zu einem verlässlichen Begleiter für die langen kommenden Winterabende.
Ohr D´Oeuvre: Bad guy now/ Save some loving/ Garota
VÖ: 03.10.2014; Bubbles Records
Tracklist:
01. Fence me in
02. Garota
03. Say goodbye
04. Peng peng
05. Bad guy now
06. Who do you report to
07. Whistler
08. Save some loving
09. Rainman
10. Lies become part of who you are
Gesamteindruck: 8/10