Die Jungs von Iceage zählen im Moment zu den Punk-Hoffnungen in ihrer Heimat Dänemark. Aber auch im Ausland scheint man auf den zerstörerischen Sound der Band zu stehen – selbst Altmeister Iggy Pop lobte die Koppenhagener für ihre authentisch düstere Musik – und der muss es ja schließlich wissen. Mit PLOWING INTO THE FIELD OF LOVE schlagen Iceage nun allerdings ruhigere Töne an und entfernen sich dabei enttäuschend weit von ihren Wurzeln.
Allein die für Iceage ungewöhnliche Albumlänge von knapp 50 Minuten dürfte einen schon stutzig und neugierig zugleich machen. Und es hat sich tatsächlich noch einiges mehr geändert: Der Opener „On My Fingers“ gibt uns einen Vorgeschmack auf die neue musikalische Ausrichtung der Dänen. Ein paar wenige Klänge und schon ertönt die eindringliche Stimme von Frontman Elias Bender Rønnenfelt. Was sofort auffällt: Das Tempo ist seit dem letzten Album YOU’RE NOTHING ordentlich gedrosselt worden. Diesmal steht der Gesang Rønnenfelts im Mittelpunkt des Geschehens – an dem hat sich allerdings nichts geändert. Er trifft die Töne zwar nie und ist wahrlich nicht der geborene Meistersänger, schafft es aber dennoch, durch seine Ausdrucksstärke jeden Hörer in seinen Bann zu ziehen. Man wird Zeuge, wie sich Rønnenfelt durch das Album jammert, sich quält und dann doch wieder Hoffnung schöpft. Die Songs werden von einem schmalen Grat zwischen Aggressivität und Zerbrechlichkeit beherrscht – oft wird dramatisch Spannung aufgebaut („Stay“), um sich dann wieder in sanften Stücken („Against The Moon“) verlieren zu können. Aber genau dieser Spannungsaufbau, der eben nicht in einem krachenden Finale endet, sondern immer wieder leicht abebbt, wirkt sich negativ auf das Album auf. Alles zieht sich in die Länge, statt Kompromisslosigkeit erwartet den Hörer ein mühseliger, mit sich kämpfender Rønnenfelt, dessen Stimme von melancholischen Klängen umspielt wird. Dieser endlose Strudel der Schwermut ist nicht das, was man von Iceage erwartet hatte.
Die nächste Überraschung, die uns die Band auf PLOWING INTO THE FIELD OF LOVE bietet, ist der Einbezug von weiteren Instrumenten. Zu harten Drums und rauschenden Gitarren gesellen sich auch zarte Klavier- und Orgeltöne („How Many“). Diese Mischung zwischen Härte und Klassik ist zwar interessant, aber die Arrangements wirken chaotisch, so dass keine Highlights erzeugt werden können und der Effekt untergeht. Iceage beweisen mit ihrem neuen Album auf jeden Fall Mut zu musikalischen Veränderungen. Der ein oder andere wird die Härte und das Tempo der vorangegangenen Alben deswegen schmerzlich vermissen. Eins aber ist nicht abzustreiten – Iceage bleibt eine interessante Band mit vielen Ecken und Kanten.
Ohr d’Oeuvre: Stay, Forever, Against The Moon, Simony
VÖ: 02.10.2014, MATADOR RECORDS
Tracklist:
1. On My Fingers
2. The Lords Favourite
3. How Many
4. Glassy Eyed Dormant And Veiled
5. Stay
6. Let It Vanish
7. Abundant Living
8. Forever
9. Cimerian Shade
10. Against The Moon
11. Simony
12. Plowing Into The Field Of Love
Gesamteindruck: 6/10