Aretha Louise Franklin ist eine lebende Legende. Zu Recht wird sie die „First Lady of Soul“ genannt und ist tatsächlich die unbestrittene „Queen of Soul“.
Der Rolling Stone setzte sie auf Platz 1 der Liste der „100 besten Sänger aller Zeiten“ – und das nicht ohne Grund. Wenn eine solche Ikone nun ihr mittlerweile 39. Studioalbum ankündigt, wobei ihr bei der Produktion Größen wie Babyface oder André 3000 unter die Arme greifen, dann setzt das die Messlatte hoch und weckt Erwartungen. Leider werden Erwartungen im Leben viel zu oft enttäuscht.
Für ARETHA FRANKLIN SINGS THE GREAT DIVA CLASSICS hat sich die Königin des Souls zehn Hits anderer Diven rausgepickt um sie neu einzusingen. Nun besteht bei Coverversionen immer die Gefahr, dass die Neuinterpretation den Vergleich mit dem Original nicht stand hält und leider ist die Grande Dame bei gut der Hälfte der Lieder auf dem Album in genau in diese Falle getappt. Obwohl sie vor allem die Motown-Klassiker gut meistert und auch ihre Version von „Rolling In The Deep“ den Vergleich mit dem Original nicht scheuen muss, gelingen ihr andere Lieder sehr viel weniger gut. So gibt sie dem ursprünglich von Prince geschriebenen Lied „Nothing Compares 2 U“ zweifellos ihre ganz eigene Note, doch schön klingt das nicht. Die herzzerreißende O’Connor-Version hat sie in Fahrstuhlmusik gewandelt, die vor Lebensfreude so strotzt, dass es kaum auszuhalten ist. Vielleicht kann man die Schuld dafür André 3000 in die Schuhe schieben, denn er hat ja bereits auf seinem eigenen Track „Hey ya!“ bewiesen, das Herzschmerz durchaus wie die lustigste Sache der Welt klingen kann. Trotzdem ist diese Interpretation in der Form nur schwer zu verzeihen.
ARETHA FRANKLIN SINGS THE GREAT DIVA CLASSICS ist vor allem ein Album für Fans. Es ist die perfekte Wahl, wenn man für gesellschaftliche Anlässe Konsensmusik benötigt, die im Hintergrund unauffällig vor sich hin plätschert und sollte daher in keiner Hotelbar fehlen. Nur weil Aretha Franklin auf der Platte steht, steckt hier qualitativ leider nicht 100% Aretha Franklin drin. Vielleicht lässt sich das mit der Tatsache begründen, dass es nun mal ‚nur‘ ein Cover-Album ist. Fakt ist, dass Aretha es auch gar nicht nötig hat, sich die Hits anderer Diven auszuleihen und so bleibt noch zu wünschen, dass sie zum Jubiläum des 40. Studioalbum wieder zu ihrem musikalischem Selbst zurückfindet.
Ohr D´Oeuvre: At Last / Rolling In The Deep / Midnight Train To Georgia / I’m Every Woman / Respect
VÖ: 24.10.2014; Uncle M (Cargo Records)
Tracklist:
01. At Last
02. Rolling In The Deep (The Aretha Version)
03. Midnight Train To Georgia
04. I Will Survive (The Aretha Version)
05. People
06. No One
07. I’m Every Woman / Respect
08. Teach Me Tonight
09. You Keep Me Hangin’On
10. Nothing Compares 2 U
Gesamteindruck: 6/10