Sechs Jahre war es still um Curse, eines der Deutschrap-Urgesteine. Nach einem bewussten Rückzug aus der Musikbranche meldet sich der Mindener nun mit seinem sechsten Soloalbum UNS zurück. In der Zwischenzeit hat er, fernab jeglicher Erwartungen, einen neuen Sound kreiiert und sich damit künstlerisch neu erschaffen.
Bereits der Opener „Tatooine“ vereint alle wesentlichen Merkmale dieser Platte – eine bildreiche, für Rap-Verhältnisse reduzierte Sprache, die auf den Instrumentals der Produzenten Claud und Beatgees perfekt zur Geltung kommt. In diesem Lied spricht Curse von „zwei Sonnen“, die sein Leben bereichern. Ein Gefühl des Angekommenseins kommt auch in den folgenden Titeln „Millionen mal schon“, „Wir brauchen nur uns“ (eine Art Fortsetzung seines kommerziell größten Hits „Und was ist jetzt?“), sowie „Du träumst wie ich“ auf. Im zweiten Block des Albums, den das „Fibiameleyalude“ einleitet, geht es textlich im weitesten Sinne um persönliches Scheitern und den reflektierten, positiven Umgang damit. So reißt Curse z.B. auf „Sie fallen“ mit der souligen Sängerin Elif gedankliche Mauern ein oder entlarvt auf „Erst seit ich da bin“ am eigenen Beispiel den menschlichen Hang zum Selbstbetrug. Bemerkenswert ist ebenfalls die Auseinandersetzung mit dem Tod seines langjährigen Weggefährten auf „Kristallklarer Februar/Für P.„.
Mit UNS ist Curse ein eindrucksvolles Comeback gelungen. Zwar hat er sich vom technischen, vielsilbigen Rap verabschiedet. Dafür hat er gemeinsam mit Claud und den Beatgees eine Klangwelt erschaffen, die hierzulande ihresgleichen sucht. Getragen von einer überwiegend ruhigen, klavierbasierten, aber dennoch dynamischen Untermalung, nimmt der Protagonist den Hörer mit auf eine Reise durch sein Innenleben der letzten Jahre. Dabei schafft es Curse, sich so offen auszudrücken, dass UNS auf mehreren Ebenen funktioniert, wenn man sich darauf einlässt. Das lohnt sich allemal.
Ohr D´Oeuvre: Tatooine / Sie fallen feat. Elif / Kristallklarer Februar (Für P.) / Erst seit ich da bin
VÖ: 31.10.2014, Indie Neue Welt (Groove Attack)
Tracklist:
01.Tatooine
02. Millionen mal schon
03. Wir brauchen nur uns
04. Du träumst wie ich
05. Fibiameleyalude
06. Ende feat. Fibi Ameleya
07. Sie fallen feat. Elif
08. Herz zurück
09. Kristallklarer Februar / Für P.
10. November feat. Tua
11. Erst seit ich da bin
12. Menschen
Gesamteindruck: 9/10