Wenn zwei sich nicht streiten, freut sich als Dritter der Fan, der von zwei personell komplett verschiedenen Bands mit Namen Faust entsprechend mehr zu hören bekommt. Schon erstaunlich, dass die Gründungsmitglieder dieser vor allem im Ausland immer mehr als hierzulande geschätzten Krautrockband seit Jahren jeweils ohne weitere Hinweise denselben Namen auf ihre Cover drucken.
Auf j US t us bzw. JUST US haben wir es mit der Band-Reinkarnation von Zappi Diermaier und Jean-Hervé Péron zu tun, die dieses Mal auf Gastmusiker verzichtet haben. Stattdessen ist jeder aufgerufen, auf den von ihnen aufgenommenen Song-Fundamenten seine eigene Musik zu errichten. Entsprechend viel Raum ist vorhanden, was beim Anhören ohne Add-ons nicht immer befriedigend rüberkommt. Wenn man davon ausgeht, dass wohl nur die wenigsten Konsumenten des Albums selbst einen Klangerzeuger zur Hand nehmen werden, ist diese Vorgehensweise sogar fast ein bisschen frech. So richtig Sinn wird JUST US daher erst ergeben, wenn die beiden auf Tour gehen, wo sie sich lokale Künstler auf die Bühne holen möchten, um die Stücke zu vervollkommnen.
Da sich Rezensionen in erster Linie an die Hörer und nicht die Macher von Musik richten, muss man bei der Bewertung von JUST US sicherlich einige Abzüge vornehmen. Die Idee an sich ist aus künstlerischer Sicht aber absolut legitim und zudem hochinteressant, weswegen man die Augen aufhalten sollte, wo man sich dieses Spektakel live ansehen kann, am besten sogar in mehreren verschiedenen Städten. Eigentlich müssten Faust die zu erwartenden unterschiedlichen Ergebnisse in irgendeiner Form zugänglich machen, um auch diejenigen zu versöhnen, denen auf dem Album etwas fehlt.
Ohr D´Oeuvre: sur le ventre, gerubelt, Ich sitze immer noch
VÖ: 28.11.2014; Bureau B
Tracklist:
01. gerubelt
02. 80hz
03. sur le ventre
04. cavaquiñho
05. gammes
06. nähmaschine
07. nur nous
08. palpitations
09. der kaffee kocht
10. eeeeeeh…
11. ich bin ein pavian
12. ich sitze immer noch
Gesamteindruck: 6/10 (live sicherlich mehr)