Eine große, pinke Aufschrift mit 48:30 schmückt den Hintergrund der Bühne. Spätestens jetzt weiß man, dass ihr jüngstes Album Dreh- und Angelpunkt des heutigen Abends sein wird.
Wovon die Rede ist? Kasabian, die zugebenermaßen nicht mehr ganz so junge Band aus Leicester ist auf Album-Tournee und bespielt fünf Städte in Deutschland. Der letzte Auftritt liegt mehr als zwei Jahre zurück. Unzählige Preise und Chartplatzierungen gingen einher. Umso erstaunlicher also, dass der Vorverkauf so schleppend lief, weshalb der Gig kurzerhand vom Palladium ins E-Werk verlegt wurde.
Kasabian sind an diesem Abend nicht alleine gekommen. Pulled Apart By Horses betreten um kurz nach 20 Uhr die Bühne.. In nur einer knappen halben Stunde werden hauptsächlich die Songs des kürzlich erst erschienenen Albums BLOOD gespielt. Die kurzen Ansagen in die Menge fallen eher dürftig aus. Wen wundert es also, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Besucher eher gering ausfällt. Die Umbauphase, begleitet mit treibenden Beats im Hintergrund, ist danach schnell abgeschlossen. Dennoch passiert lange gar nichts. Man vernimmt leichtes Raunen in der Menge, als plötzlich der Moment gekommen ist.
Tom Meighan und Sergio Pizzorno, die zwei Symbolbilder und öffentlichen Aushängeschilder der Band betreten samt weiteren fünf Band- und Live-Session Mitgliedern die Bühne. Zynisch gesprochen: „Wenn Gesangspräzision auf Stilsicherheit stößt“. Der erste Eindruck ist zumindest, dass beide extrem lässig daherkommen. Sergio, Gitarrist und Mr. Fashion himself, läutet abermals den festen Habitus ein, ein bedrucktes, weißes T-Shirt mit Motto zu tragen. Es darf folglich “geoooozed“ werden, welches getreu der englischen Wortbezeichnung entsprechend, ein „durchsickern“ und „entweichen“ bedeutet. Besser „ooze“ als „snooze“.
Das Zünglein an der Waage und worauf es an dem heutigen Abend ankommt, ist jedoch viel mehr deren Performance. Schwäche zeigen ist nicht. Immerhin ist man es von den außergewöhnlichen, britischen Gentlemen nichts anderes gewohnt. Zweitens kommt ihre neue Platte ungewohnt frisch und ungewöhnlicher denn je daher, weshalb die tanzträchtigen Songs, wie „Bumble-Beee“ und „eez-eh“ relativ zügig rausgehauen werden.
Aus der anfänglichen Faszination, entsteht Begeisterung. Die Stimmung im Publikum schwappt dann über, als das bekannte „Re-wired“ und als letzter Song vor der Zugabe „Fire“ ertönen. Amüsant wird es zu dem Zeitpunkt, als „the best act in the world“, wie sie erst kürzlich betitelt wurden, die Bühne verlässt und von den grölenden Refrain-Gesängen, anstelle von „Zugabe“-Zurufen erneut auf die Bühne gebeten wird. Alle Achtung, es hat funktioniert. Kasabian folgen dieser Aufforderung und gesellen sich auf ein Neues auf die Bühne, um ihre letzten drei Songs des Abends zu spielen. Wer glaubt, das Pulver sei verschossen, der irrt.
„Stevie“ und „Vlad The Impaler“ folgen. Als Grand Finale trägt Tom letztlich, den einzigen nicht federführenden Track des Abends vor. Wer andere Konzerte verfolgt hat, weiß auch hier, dass die Band Traditionen pflegt und „Praise You“ von Fatboy Slim des Öfteren zum krönenden Abschluss spielt.
Die Briten haben schon viel erreicht und noch viel mehr vor, so scheint es. Es gibt eine solide 8 von 10 Punkten auf dem Stimmungsbarometer. Harmonisch und stimmungsvoll ging es zur Sache. Ein rundes Konzert einer aufregenden Band mit Trademark Charakter.
Setlist:
Bumblebeee
Shoot the Runner („Black Skinhead“ Intro)
Underdog
Where Did All the Love Go?
Days Are Forgotten
Eez-eh
Processed Beats
Bow
Club Foot
Re‐Wired
Treat
Empire
Neon Noon (Live debut)
Fire
Zugabe:
Stevie
Vlad the Impaler
Praise You (Fatboy Slim cover)
L.S.F. (Lost Souls Forever)
Fotos: Julia Laacks