Best-Of-Alben können eine schwierige Sache sein. Nämlich dann, wenn eine Band selbst entscheidet, was ihre besten Lieder sind und die Fans dabei außen vor lässt.
Zugegeben, eines muss man Selig zugutehalten: Ein simples Best-Of-Album mit einer Aneinanderreihung ihrer Hits ist den Mannen um Jan Plewka mittlerweile zu profan. Das gab es schließlich schon 15 Jahre zuvor, nachdem man sich nach lediglich drei Studioalben in eine zehnjährige Bandpause verabschiedet hatte. Also hat man zum 20-jährigen Bandjubiläum nicht stur die Albumversionen zusammengepackt, sondern 12 persönliche Lieblingssongs aus mittlerweile sechs Longplayern ausgewählt und in neuem Gewand aufgenommen: Akustikgitarren, Orchester, Pianomelodien – alles schön balladesk. Wenig ist übrig geblieben von den Rockklängen, die Selig einst bekannt gemacht haben; die Neuinterpretationen sind meist auf das Wesentliche reduziert, schrammen dank teils exzessiver Streichereinsätze aber auch mehrfach nur knapp an der Grenze zu theatralischem Kitsch vorbei.
Dass „Knocking On Heaven’s Door“ nicht vertreten sein würde, ist zwar schade, war aber irgendwie zu erwarten. Die weitere Songauswahl jedoch gibt dem Selig-erfahrenen Rezensenten mehrfach Rätsel auf. Warum wurde beispielsweise völlig auf die ersten Selig-Singles „Sie hat geschrien“ und „Wenn ich wollte“ verzichtet, warum fehlt „Ist es wichtig“? Songs, die Selig immerhin bekannt gemacht haben, bevor „Ohne Dich“ sie in die höchsten Sphären des Pop-Business katapultierte.
Wer also ein umfassendes Best-Of als Einstieg in die Discographie der Band erwartet, liegt hier falsch. Ein Untertitel wie „Zumindest das, was die Band selbst dafür hält“ hätte man durchaus als legitime Option ziehen sollen. Das Album hat zwar zweifellos seine schönen Momente, suhlt sich aber zu oft in ähnlich gepflegter Langeweile, wie auch die Auswahl des Covermotivs vermuten lässt. Kann man mögen, muss man nicht.
Ohr D´Oeuvre: Schau Schau / Bruderlos / Hey Ho
VÖ: 10.10.2014; RAR / Sony
Tracklist:
01. Von Ewigkeit zu Ewigkeit
02. Die Besten
03. Schau Schau
04. Ich fall in Deine Arme
05. Wir werden uns wiedersehen
06. Alles auf einmal
07. Gott
08. Ohne dich
09. High
10. Bruderlos
11. Wenn ich an dich denke
12. Hey Ho
Gesamteindruck: 6/10