Funeral for a Friend (FFAF) kommen, nachdem man sie bereits des Öfteren abgeschrieben hat, mit einem neuen Album, das klar zeigt, wohin der Weg gehen soll. Dabei schaffen sie es, einen soliden Langspieler vorzulegen, wirken aber manchmal etwas übermotiviert.
Wir schreiben das Jahr 2002 und die fünf Waliser von FFAF zählen neben Boysetsfire zu den größten Hoffnungsträgern in der aufkommenden Screamo-Welle. Bereits nach der ersten EP wird Warner auf die Band aufmerksam und nimmt sie unter Vertrag. Ein Schritt, der für viele Fans in der Nachbetrachtung das Verhängnis der Band werden sollte. Ausgestattet mit einem Majorvertrag veröffentlicht die Band mit FOUR WAYS TO SCREAM YOUR NAME und SEVEN WAYS TO SCREAM YOUR NAME zunächst erst zwei weitere EP’s, bevor sie beginnen, ihren ersten Longplayer CASUALLY DRESSED AN DEEP IN CONVERSATION aufzunehmen. Der schlägt in Szenekreisen ziemlich heftig ein, was die Band rasend schnell vom Geheimtipp zur Genregröße wachsen lässt – zu schnell, wie sich recht bald herausstellt.
Nach Touren mit Iron Maiden und recht großen Headliner-Shows sind die beiden folgenden Alben HOURS und TALES DON’T TELL THEMSELVES zwar kommerziell die größten Erfolge der Band, fallen jedoch bei Kritikern und Fans durch. Alle anschließenden Veröffentlichungen finden kaum Interesse beim Publikum, Bandmitglieder kommen und gehen, so dass es schnell sehr still um FFAF wird.
Dies soll sich nun mit dem neuen Album CHAPTER AND VERSE ändern. Ähnlich wie bei den Kollegen von Boysetsfire kümmert sich UNCLE M aus Münster um die Promo der Band. Die macht sich, insbesondere bei der aktuellen Tour durch hiesige Gefilde, bezahlt, da nahezu alle Shows ausverkauft sind – ein sicheres Zeichen dafür, dass die Band sich aus dem Tal der Bedeutungslosigkeit der letzten Jahre befreien konnte. Das deuten FFAF auch mit„CHAPTER AND VERSE an. Elf Songs, bei denen die Band sich wieder mehr in Richtung des Punkrocks bewegt, weg vom ganz großen Stadionrock mancher Vorgängeralben. Ein Schritt, der in der Fangemeinde Freude hervorruft, merkt man doch bei Songs wie „You’ve Got A Bad Case Of The Religions“, zu welchen Hits die Band immer noch in der Lage ist.
Auch wenn es bei dem ein oder anderen Song noch an den großen Melodien der Anfangsjahre fehlt, brauchen sich FFAF heuer nicht vor den jungen, aufstrebenden britischen Bands des Genres, wie Hindsights oder den Gnarwolves, zu verstecken. Alles in allem gehen die Waliser mit der neuen Platte einen Schritt in die richtige Richtung. Bleibt zu hoffen, dass sie den süßen Verlockungen der Branche widerstehen, denn manchmal reicht es auch, die wiedererstarkte Speerspitze eines Subgenres zu sein.
VÖ: 23.01.2015; News a / F News Distiller
Ohr d’Oeuvre: You’ve Got A Bad Case Of The Religions/ After All These Years… Like A Light Bulb Going Off In My Head/ The Jade Tree Years Were My Best
Tracklist:
01. Stand By Me For The Millionth Time
02. You’ve Got A Bad Case Of The Religions
03. Pencil Pusher
04. You Should Be Ashamed Of Yourself
05. 1%
06. After All These Years… Like A Light Bulb Going Off In My Head
07. Modern Excuse Of A Man
08. Inequality
09. Brother
10. Donny
11. The Jade Tree Years Were My Best
Gesamteindruck: 6,5/10