England ist nicht nur das Mutterland des Fußballs – auch was das Hypen von Bands angeht, macht unseren Freunden von der Insel so schnell keiner etwas vor. Ob dieser riesige Hype im Fall der zwei jungen Briten von Royal Blood gerechtfertigt ist, konnte beim Konzert in der Live Music Hall unter Beweis gestellt werden.
Die Voraussetzungen, diesen Beweis zu erbringen, waren jedenfalls mehr als gut. Eine seit Monaten ausverkaufte Halle, ein enthusiastisches Publikum und ein Album im Gepäck, das für viele zu einem der besten des vergangenen Jahres gehört.
Pünktlich um halb zehn betreten Royal Blood die Bühne, um in der folgenden knappen Stunde eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, warum man die Band wohl nie mehr in einem solch intimen Rahmen sehen wird. Was das altersmäßig äußerst heterogene Publikum zu hören bekommt, ist eine der momentan wohl besten Livebands im Rockgenre. Es ist beeindruckend, mit welcher Präzision Schlagzeuger Ben Thatcher sein Drumkit bearbeitet.
Da verwundert es nicht, dass dieser bereits seit seinem sechsten Lebensjahr Schlagzeug spielt und 2014 zu einem der 10 besten neuen Schlagzeuger weltweit gewählt wurde.
Der restliche Teil der Band – in Person von Mike Kerr am Bass – steht Thatcher in nichts nach Mit unglaublich druckvollem Basssound und einer – für eine so junge Band – eindrucksvollen Bühnenpräsenz, machen Royal Blood bereits beim Opener „Come on Over“ klar, wohin die Reise gehen wird. Das Publikum frisst der Band aus der Hand und diese bedankt sich, indem sie alle Stücke ihres ersten, selbstbetitelten Albums spielt. Ist der Sound in der Live Music Hall manchmal etwas matschig, so ist er an diesem nasskalten Samstagabend glasklar und dermaßen druckvoll, dass man Angst um die Fotografen im Fotograben hat.
Für das Publikum, so hat man den Eindruck, kann es gar nicht laut genug sein. Immer wieder erschallen zwischen den Songs „Royal Blood“-Sprechchöre. Die Band scheint trotz des Riesenhypes, der in ihrer Heimat um sie gemacht wird, überrascht zu sein, welch große Zuneigung ihr auf dem europäischen Festland zuteil wird.
Die Publikumsreaktionen steigern sich von Song zu Song, bis sie bei „Little Monster“ ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. Nach einer kurzen Atempause beenden Royal Blood das Konzert mit dem Opener ihres Nummer-Eins-Albums in UK, „Out Of The Black“. Dabei ziehen sie nochmal alle Register ihres beeindruckenden Könnens, inklusive eines brachialen Outros und Drummer Ben Thatcher, der völlig euphorisch seinen Hocker über die Bühne wirft.
Nach dieser grandiosen Show weiß man, warum Stars der Branche wie Dave Grohl, Biffy Clyros Simon Neil oder auch Jimmy Page in den beiden Brightonians die vermeintlichen Retter der Rockmusik zu erkennen glauben.
Bleibt zu hoffen, dass Royal Blood mit dem Hype, der völlig zu Recht um sie gemacht wird, umzugehen wissen und dass die Lobeshymnen nicht zur Bürde werden auf ihrem weiteren Weg Richtung Rock Olymp.
Fotos: Elisa Essex