Der Produzent und Klez.e Mastermind Tobias Siebert erschafft mit dem Soloprojekt And The Golden Choir und dem Album ANOTHER HALF LIFE seinen eigenen faszinierenden und leicht verstörenden musikalischen Mikrokosmos.
Manche Künstler begleiten einen wie gute Geister. Plötzlich erscheinen sie, versüßen die Last des Alltags und bevor man sie richtig zu greifen bekommt, sind sie wieder verschwunden. Tauchen Sie auf einmal mit neuen Platten und Songs auf, erinnert man sich wieder an die guten Momente, die sie bescherten. Aufgrund seiner zerbrechlichen Schönheit wirkt auch ANOTHER HALF LIFE von Tobias Siebert aka And The Golden Choir schwebend und geisterhaft. War es in den letzten Jahren eher ruhig um das ehemalige Delbo-Mitglied und den Klez.e Mastermind geworden, setzt er seiner eigenen Musikbesessenheit mit seinem ersten Soloalbum ein Denkmal. Fünf Jahre arbeitete Siebert an der Platte und spielte alle Instrumente vom Schlagzeug bis zum Glockenspiel selbst ein. Dabei meint eingespielt nicht programmiert, sondern per Hand, was der Platte einen angenehm analogen und nostalgischen Touch gibt. Dabei erschafft er Songs, in denen die Breitwandorchestrierung Beiruts auf die Melancholie der frühen Radiohead und die zerbrechliche Schönheit von Antony And The Johnsons trifft.
Das Zentrum der Songs bilden die sich übereinander stapelnden Gesangslinien Sieberts, die sich zu einem vielstimmigen Chor vereinen. Dabei erinnert gerade der erste Teil in seiner spartanischen Instrumentierung, den Chören und dem klagenden Gesang stark an Radiohead und Thom Yorke zu THE BENDS-Zeiten. Die Auftaktsongs wie „The Transformation“ und „Holy Diamond“ ziehen den Hörer geradezu hypnotisch tiefer und tiefer in ihren Bann. Man reibt sich fast ein wenig verwundert und erleichtert die Augen, dass die Platte im Mittelteil mit Songs wie „New Daily Dose“ oder „Dead End Street“ etwas Fahrt aufnimmt, bevor sie den Hörer mit den tiefschwarzen Abschlussstücken „Angelina“ und „In Heaven“ wieder in unendliche Tiefen hinunter zieht. Mit ANOTHER HALF LIFE hat Siebert seinen eigenen Mikrokosmos erschaffen, der den Hörer mit einem leicht verstörendem Kopf- und einem umso besseren Bauchgefühl wieder in den Alltag entlassen wird. Ein weinendes Auge bleibt aber, weil das nächste Klez.e Werk wohl umso länger auf sich warten lassen wird.
Ohr D’Oeuvre: Dead End Street/ My Heaven is lost / New Daily Dose
VÖ: 09.01.2015; Cargo Records
Tracklist:
01. Another Half Life
02. The Transformation
03. Holy Diamond
04. My Brothers Home
05. My Heaven is lost
06. It´s not my life
07. New daily dose
08. Choose to lose
09. Dead end street
10. The Hunter of souls
11. Angelina
12. In Heaven
Gesamteindruck: 8/10