Allen Trennungen und Brüchen zum Trotz bringen Death Cab for Cutie mit KINTSUGI eine verhalten optimistische Platte heraus.
Die große Stärke der US-Amerikaner ist, tiefmelancholische Songs zu schreiben, die trotz aller Schwere Optimismus und Leichtigkeit ausstrahlen. Seitdem die Band 2003 auch auf dieser Atlantikseite den Durchbruch schaffte, brachte ihnen diese Kombination mit jeder Platte eine wachsende Schar an Bewunderern und Gönnern ein und machte die Band zur Blaupause der zeitgemäßen, selbstreflexiven, melodischen Indieband. Die Vorzeichen für die aktuelle Veröffentlichung KINTSUGI standen allerdings unter einem äußerst ungünstigen Stern. Sänger und Hauptkomponist Benjamin Gibbard wurde von seiner Frau verlassen und der Drummer Chris Walla verließ die Band. Passend zu diesen Trennungen wählten Death Cab for Cutie den Albumtitel KINTSUGI, was japanisch für die Methode ist, zerbrochene Keramikstücke wieder zusammen zu setzen.
Trotz dieser Vorzeichen wirkt die Platte poppiger und gefälliger als die Vorgängeralben, wobei dieser Umstand ein lachendes und ein weinendes Auge hervorruft. Lachend, weil die Band nicht der Versuchung erliegt, den Schalter auf tonnenschwere Selbstreflexionsmelancholie zu legen. Zwar werden die Brüche und Trennungen in den ruhigeren und reduzierten Stücken wie dem grandiosen Opener „No Room in Frame“ oder dem eingängigen „Little Wanderer“ thematisiert, jedoch bilden eher die tanzbaren und straight durchgespielten Stücke die Höhepunkte der Platte. In Songs wie „The Ghosts of Beverly Drive“ oder „El Dorado“ gelingt es der Band, ihre melancholische Leichtigkeit auf den Tanzboden zu bringen und der Platte eine optimistische Wendung zu geben. Es scheint, als habe die Band aus den Rückschlägen den Entschluss gefasst sich nicht unterkriegen und das Vergangene hinter sich zu lassen.
Musikalisch treten Gitarre und Piano in den Vordergrund der Songs, während elektronische Elemente im Gegensatz zur letzten Platte im Hintergrund lediglich einzelne Betonungen in den Songs setzen. Leider flacht die Platte zwischendurch immer wieder ab und es wirkt ein wenig, als seien nicht alle Stücke, trotz einer Produktionszeit von knapp anderthalb Jahren, zu Ende gedacht worden. Gefällig laufen Songs wie „Everything´s a ceiling“ oder „Ingenue“ vor sich hin ohne einen richtigen Anfang, ein wirkliches Ende oder eine musikalische Überraschung zu beinhalten. Dies ist schade, können Death Cab for Cutie in den stärksten Moment von KINTSUGI durchaus an selige PLANS-Zeiten anknüpfen. Trotzdem sollte die Platte alle Fans zufrieden stimmen.
Ohr D´Oeuvre: The Ghosts of Beverly Drive / No Room in Frame / Little Wanderer
VÖ: 27.03.2015; Atlantic Records
Tracklist:
- No room in Frame
- Black sun
- The ghosts of Beverly Drive
- Little wanderer
- You´ve haunted me all my life
- Hold no guns
- Everything´s a ceiling
- Good help (is so hard to find)
- El Dorado
- Ingenue
- Binary sea
Gesamteindruck: 7/10