Modest Mouse haben sich lange Zeit gelassen, mit STRANGERS TO OURSELVES einen Nachfolger für das Meisterwerk DEAD EVEN BEFORE THE SHIP SANK herauszubringen. Ganz erfüllt wird die Vorfreude dabei nicht.
Die Preisboxer des Indierocks melden sich nach acht Jahren Abstinenz zurück! Die Musik von Modest Mouse klang nie wirklich federnd und leicht oder als würden die Songs der Bands von selbst zufallen. Stattdessen arbeitete sie sich geradezu durch ihre Songs, die zwischen schwebenden Gitarrenmelodien und einem stampfenden Rhythmus pendelten. Das Gitarrenspiel und der Gesang von Mastermind Isaac Brooks klang dabei eher so, als würde er gerade mit Boxhandschuhen einen Sandsack bearbeiten und gegen den inneren Schweinehund kämpfen, als ein Instrument zu spielen. Trotzdem entfaltete die Musik der Band ihre eigene Faszination und rief bei den Fans eine ganz spezielle Zuneigung hervor, die vielleicht immer smarten Stehaufmännchen zuteil kommt, welche kurz vor dem großen Schlag immer wieder über die eigenen Schnürsenkel fallen.
So verhält es sich auch mit dem aktuellen Werk STRANGERS TO OUERSELVES. Es ist gespickt mit großartigen und epischen Indierocksongs wie dem grandiosen „Lampshades on fire“, dem verträumten „Coyotes“ oder dem beschwingten „The ground walks with time in a box“. Doch immer, wenn man gerade den Gong schlagen und das Album zum Besten der Band erklären will, folgt ein musikalischer Ausfall. Meist an den Stellen, wo die Band ihren vertrauten Pfade verlässt und mit elektronischen Elementen experimentiert oder einfach ein uninspiriertes Stück Musik hinschmeißt, was der Qualität der anderen Songs nicht gerecht wird. So erinnert „Pistol“ an ein schlechtes Industrialcover von The Offspring oder droht „Pups to Dust“ mit seiner Trompetenmelodie über sich selbst einzuschlafen.
Gerade im letzten Drittel fällt die Platte ab. Die Band ist in den Momenten am besten, in denen sie sich auf ihre Grundtugenden besinnt, großartige Gitarrenmelodien mit sperrigen Strukturen zu kombinieren. Weniger als die 15 Lieder wäre in diesem Fall mehr gewesen. So legen Modest Mouse ein solides Comeback hin. Dabei verfehlen sie aber leider den ganz großen Treffer.
Ohr d’Oeuvre: Lampshades to Ourselves/ Ansel/ Coyotes
VÖ: 13.03.2015 / Smi Epc (Sony Music)
Tracklist:
- Strangers to Ourselves
- Lampshades on fire
- Shit in your cut
- Pistol (A. Cunanan, Miami, FL. 1996)
- Ansel
- The ground walks, with time in a box
- Coyotes
- Pups to dust
- Sugar boats
- Wicked campaign
- Be brave
- God is an indian and you’re an asshole
- The tortoise and the tourist
- The best room
- Of course we know
Gesamteindruck: 6,5/10