Anne Clark, die Grande Dame des New Wave, besinnt sich einmal mehr auf das Wesentliche und beehrt Deutschland wieder mit einer Akustik-Tour. Mit dem großartigen Pianisten Murat Parlak an ihrer Seite, mit dem sie schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet, hat Anne Clark ihr Ensemble noch weiter reduziert und nur mit dem talentierten Jann Michael Engel am Cello ergänzt. Klavier, Cello und der einzigartige Sprechgesang von Anne Clark – das klingt nach einem ganz wunderbaren musikalischen Erlebnis.
Die letzte Show der 2 1/2-wöchigen ENOUGH-Deutschlandtour führt in das altehrwürdige und gut gefüllte Düsseldorfer Savoy Theater, einem alten Kino mit samtenen Klappsitzen, von deren ansteigenden Sitzreihen man immer gute Sicht hat und dabei noch sehr bequem sitzt. Das Publikum ist bunt gemischt und vom Altersdurchschnitt her deutlich angehoben. Im Foyer ging daher mehr Wein denn Bier über den Tresen und die meisten Besucher haben sich dem Anlass entsprechend gekleidet. Jeans und Turnschuhe sieht man doch eher selten. Die Bühne selbst ist spartanisch dekoriert, ein mäßig großes Backdrop und ein Bildschirm zeigen expressionistische Bilder von Anastasia Tyutikova, während gelegentlicher Nebel und gedecktes Licht eine eher düstere Atmosphäre schaffen.
Kurz nach acht betreten Murat Parlak und Jann Michael Engel die Bühne und starten mit „Journey By Night“, an dessen Ende sich dann auch Anne Clark unter leidenschaftlichem Beifall dazugesellt. Meist sitzt die zierliche Britin still und mit geschlossenen Augen auf ihrem Sessel, wirkt dabei eher kühl und distanziert, und intoniert mit ihrem unverkennbaren Sprechgesang eigene Kompositionen oder neu arrangierte literarische Vertonungen, immer begleitet von Murat Parlak und Jann Michael Engel.
Wo das Publikum bei Charles Baudelaire’s Enivrez-Vous („Be Drunk“) noch lacht, staunt es beim auf deutsch vorgetragenen Gedicht „Um Mitternacht“ von Friedrich Rückert. Mit dem für Briten typischen schwarzen Humor „erspart“ sie uns aber die deutsche Version von Rilke’s Just After Sunset („The Panther“). Daneben gibt es mit „High Waving Heather“ und „No Coward Soul Is Mine“ noch Literarisches von Emily Brontës Sturmhöhe. Für „Autumn Winds“ überlässt Anne Clark die Bühne wieder den beiden Instrumentalisten, wobei Parlak diesmal ein Akkordeon spielt und dazu singt – im Übrigen mit einer wunderbaren und eindringlich-schönen Stimme, die den „Shell Song“ zu einem intensiven Gänsehaut- Highlight macht. Großartig!
Nach nur 60 Minuten ist die Show bereits wieder zu Ende, zum Leidwesen aller Anwesenden, die mit stehenden Ovationen dem Trio die Ehre erweisen. Der nicht enden wollende Applaus lässt natürlich ganz beabsichtigt alle drei Protagonisten auf die Bühne zurückkehren, wo den Fans mit „Heaven“ und vor allem dem mit wuchtigen Piano und kleiner Bass-Drum intonierten Klassiker schlechthin, „Our Darkness“, eine passende Zugabe gewährt wird. Damit geht ein außergewöhnlicher, wenn auch viel zu kurzer Konzertabend zu Ende.
Setlist:
Journey By Night
The Sitting Room
If/Sleeper In Metropolis
Waiting
High Waving Heather
To Music
Be Drunk
Um Mitternacht
The Hardest Heart
Dedication
Autumn Winds
Shell Song
The Panther
Mundesley Beach
So Quiet Here
If I Could
No Coward Soul
Elegy For A Lost Summer
*
Heaven
Our Darkness
Fotos: Dajana Winkel