Es ist das Zusammenspiel aus augenzwinkernder Absurdität und Alltagsgeschichten, mit der Jan Vetter alias Farin Urlaub nicht nur mit seinen Die-Ärzte-Kompagnons, sondern auch mit seiner Zweitband Farin Urlaub Racing Team immer wieder für Aufsehen sorgt. Betitelte er sein letztes Album doch FASZINATION WELTRAUM, ließ sich aber auf dem Cover inmitten von gut gebauten weiblichen Footballerinnen in Unterwäsche ablichten.
Auch auf der obligatorischen Post-Album-Tour ist ein Durchstarten in den Weltraum nicht zu erwarten. Letztlich lautet der Tourname ja: „Es besteht keine Gefahr für die Öffentlichkeit“ – da darf es ruhig mal bodenständig zugehen. Die weit über 30 Jahre Bühnenerfahrung merkt man dem mittlerweile 51-jährigen Protagonisten schließlich an: Knapp über 2 1/4 Stunden Spielzeit sind mit Musik und Publikumsdialogen komplett durchgeplant, selbst die witzigen Sprüche oder spontane Antworten auf Zuschauerreaktionen sitzen sicher und sind gestählt durch jahrzehntelange Übung.
Eine Neuerung gibt es allerdings: Während bei der FURT-Clubtour im Oktober 2014 die Songs des aktuellen Albums lediglich vorab aus der Konserve gespielt wurden, dürfen sich Farin Urlaub und seine 12-köpfige Band nun endlich davon überzeugen, wie die neuen Stücke vor Livepublikum ankommen. Interessanterweise wurde die Single „AWG“ anscheinend als nicht bühnentauglich empfunden und wurde nicht in die 31(!) Songs starke Setlist aufgenommen.
Das allerdings dürfte so ungefähr die einzige Überraschung des Abends gewesen sein. Von Anfang an singt das Publikum beim ersten von zwei aufeinander folgenden und ausverkauften Konzerte im Kölner Palladium nahezu Wort für Wort mit und entlockt Farin Urlaub nicht nur einmal ein breites Grinsen der Zufriedenheit. Möglicherweise hat er ja noch etwas gutzumachen, immerhin soll nach eigener Aussage das Konzert zwei Tage zuvor in Siegen „leer“ gewesen sein.
Dass ihm das gelingt, daran besteht schon nach wenigen Songs kein Zweifel. Selbst wenn die etwas langsameren Lieder des aktuellen Albums in Sachen Euphorie noch Aufholbedarf haben, steigt die Stimmung erwartungsgemäß umso stärker an, wenn die Bläser einsetzen und Ska-Rhythmen oder schnelle Gitarrenriffs ausgepackt werden. Dann gibt es kaum noch ein Halten im vorderen Teil des Innenraumes und die Ordnungskräfte haben immer wieder alle Hände voll zu tun, die Crowdsurfer sicher an den vorderen Bühnenrand zu bekommen.
Souverän beendet der Berliner samt Band nach zwei Zugabeblöcken von je drei Songs das Konzert, welches für jede Menge verschwitzte Körper gesorgt hat. Die ganz großen Überraschungen fehlten zwar, dennoch bekamen die Fans im Palladium genau das geboten, was sie erwarten konnten: Ein kurzweiliges, knackiges Rockkonzert mit reichlich Interaktion und guter Laune auf allen Seiten. Ziel erreicht, gerne wieder.
Setlist:
Was die Welt jetzt braucht
Glücklich
Ich gehöre nicht dazu
Klasse
Am Strand
Herz? Verloren
Porzellan
3000
iDisco
Worte fehlen
Augenblick
Heute tanzen
Fan
Der ziemlich okaye Popsong
Das Traurigste
Niemals
OK
Immer dabei
Dynamit
Die Leiche
Zehn
Alle dasselbe
Petze
Newton hatte Recht
Trotzdem
Zugabe 1:
Keine Angst (Live Premiere)
1000 Jahre schlechten Sex
Karten
Zugabe 2:
Wo ist das Problem?
Abschiedslied
Zehn²
Fotos: Rainer Keuenhof / jmc